Wie Sie mit mehr „Durchsicht“ einen nachhaltigen Mehrwert für Ihr Unternehmen erzielen können
Ob Berichte über Produktentwicklungen, die Umsätze des letzten Monats oder die „to-do“-Listen der Kollegen, bei so manchem Unternehmen ist inzwischen fast alles nahezu jedem jederzeit verfügbar. An Magnettafeln, gläsernen Bürowänden oder mithilfe von Post-its werden alle erdenklichen Informationen angeklebt, angeschrieben oder angeheftet. Dieser transparente Austausch auf allen Ebenen ermöglicht es den Mitarbeitern über alles, was im Unternehmen gerade vorgeht und noch stattfinden wird, informiert zu sein. Doch wozu nützt eine Kultur des Offenlegens?
Was bedeutet Transparenz?
Im ursprünglichen, lateinischen Sinn bedeutet Transparenz „Durchsichtigkeit“. Im Unternehmenskontext ist damit im Wesentlichen ein offener Zugang zu Informationen über die Strukturen, Vorgänge und Leistungskennzahlen gemeint. Transparenz heißt jedoch nicht, dass jede Information an jeden frei herausgegeben wird. Personenbezogene Daten müssen natürlich vertraulich behandelt werden. Bestimmte Produktionsabläufe oder die Einzelheiten eines Kundenauftrags sind ebenso nicht für die Öffentlichkeit geeignet. Welche Informationen aus welchen Gründen zugänglich gemacht werden und welche nicht, sollte im Vorfeld klar kommuniziert werden und ist damit essentieller Bestandteil eines transparenten Informationsaustauschs.
Prinzipiell kann zwischen einer unternehmensexternen und einer unternehmensinternen Transparenz unterschieden werden. Im ersten Fall ist der Informationsaustausch zwischen Kunden und Unternehmen gemeint, wobei sich ein deutlicher Trend abzeichnet, dass Kunden nicht nur Produkte kaufen, sondern auch über deren Herkunft und Entstehung informiert werden wollen. Sie wollen mehr über das Unternehmen als Ganzes erfahren und legen vor allem auch auf CSR-Aktivitäten Wert. Ebenso möchten die Mitarbeiter über unternehmensinterne Vorgänge informiert sein, um sich als Teil eines großen Ganzen fühlen zu können.
Warum ist Transparenz in der VUCA-Welt so wichtig?
Die digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglichen uns einen ständigen Zugang zu Informationen und Wissen. Aus diesem Grund sind wir inzwischen daran gewöhnt, dass Informationen frei zugänglich sind. Im Umkehrschluss kann ein Zurückhalten von Informationen ein Gefühl von Misstrauen hervorrufen.
Eine Umfrage der Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung und der Universität St. Gallen mit mehr als 1000 Nachwuchsführungskräften zeigte, dass 77% davon überzeugt sind, dass ein offenes Teilen von Informationen im Unternehmen, dieses langfristiger erfolgreicher macht.
Offene Kommunikation ist der Grundstein für Glaubwürdigkeit und Vertrauen, sowohl bei Kunden als auch bei Mitarbeitern. Informierte Mitarbeiter haben das Gefühl, in das Gesamtkonzept des Unternehmens eingebunden und ein wichtiger Bestandteil dessen zu sein. Auf diese Weise kann die Identifikation mit den übergeordneten Unternehmenswerten und -zielsetzungen gesteigert werden.
Nicht zuletzt ermutigt eine Kultur des transparenten Austauschs die Mitarbeiter dazu, eigene Vorschläge und Ideen einzubringen. Sind die Mitarbeiter dazu – jenseits ihrer eigenen Aufgaben – über die übergeordneten Abläufe, Prozesse und Strukturen informiert, werden sie dazu befähigt, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten auch an anderen Stellen einfließen zu lassen. Durch diesen Mechanismus wird ein für das Unternehmen spezifisches, neues Wissen erzeugt, wodurch beispielsweise Produktionswege verkürzt oder innovative Problemlösungsansätze generiert werden können.
Wie Sie durch mehr Transparenz einen nachhaltigen Mehrwert erzielen
In Hinblick auf unser Konzept der gesunden Organisation, das eine hohe Lern- und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens einschließt, wird die Fähigkeit intern und extern verfügbares Wissen aufzunehmen und an die spezifischen Bedürfnisse anzupassen und einzusetzen, als Absorptionsfähigkeit (s. Abbildung) beschrieben. Absorptionsfähige und damit hochgradig lernfähige Organisationen, sammeln kontinuierlich Wissen, entweder durch die Analyse des jeweiligen Kontextes und der Marktbedingungen oder über das Erleben organisationaler Ereignisse, die den eigenen Erfahrungsschatz erweitern. Auf diese Weise können Unternehmen mithilfe ihres verfügbaren Wissens Chancen erkennen und neue Potenziale für sich erschließen (vgl. Kallenbach 2016).
Relevante Informationen müssen dabei nicht nur erkannt, sondern auch verarbeitet und als neues Wissen nutzbar gemacht werden. Dies gelingt nur, wenn die relevanten Informationen innerhalb der Organisation an alle verteilt werden. Eine offene Kommunikation und der transparente Austausch führen dazu, dass die Mitarbeiter sich mit den geteilten Informationen auseinandersetzen und abwägen, wie sie dieses für ihre Abteilung, ihr Projekt oder ihre Aufgabe einsetzen können. Dadurch wird neues, unternehmensspezifisches Wissen erzeugt, dass wiederum mit allen geteilt wird.
Die Erzeugung von Wissen entsprechend den Bedürfnissen des Unternehmens ist damit unweigerlich an die Transparenz von Informationen gebunden. Eine absorptionsfähige und damit lernfähige Organisation kann sich so an dynamische Marktbedingungen (Stichwort VUCA) und sich wandelnde Kundenwünsche kontinuierlich und schneller als andere anpassen.
Abbildung: Absorptionsfähigkeit (Kallenbach 2016)
Fazit
Transparenz ist ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens, da diese sowohl die Glaubwürdigkeit als auch das Vertrauen in ein Unternehmen steigert und so die Kundenbindung und Mitarbeiterzufriedenheit verbessert. Dabei bestimmt die Absorptionsfähigkeit eines Unternehmens darüber, ob und wie Informationen dazu genutzt werden, ein spezifisches Wissen zu erzeugen, das die Entwicklung und das Wachstums des Unternehmens von innen heraus fördert.
(Redaktionelle Umsetzung: Corinna Brucker)