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Die „bessere Realität“ – die Arbeitswelt nach Corona

Das Coronavirus hat die wirtschaftliche Welt einmal auf den Kopf gestellt und kräftig durchgeschüttelt. Was vorher seit Jahrzehnten gültig war, funktioniert plötzlich nicht mehr. Leergefegte Büros, Produktionsbänder, Straßen und Flughäfen. Mit sinkenden Infektionszahlen in Deutschland wird die Wirtschaft langsam wieder hochgefahren. Viele sprechen von einer „neuen“ Realität. Wir gehen eher von einer „modifizierten“ Realität, optimistisch auch von einer „besseren Realität“ aus – wie es ein Kunde treffend nannte. Einen wirklichen Paradigmenwechsel, wie er vielerorts prophezeit wird, sehen wir aktuell nicht. Im Folgenden finden Sie einige Hypothesen, wie unser Büroalltag in der Post-Corona-Zeit aussehen könnte.

„Home-Office“

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Die Akzeptanz von Heimarbeit hat den Durchbruch geschafft und wird zukünftig in deutlich stärkerem Ausmaß Bestandteil der alltäglichen Zusammenarbeit werden. Eine Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation zeigt, schon Ende März arbeiteten rund 43 Prozent der Befragten in Deutschland zumindest ab und zu im Home-Office. Vor der Krise galt das nur für 35 Prozent.

Auch die Intensität stieg deutlich. Derzeit arbeiten 39 Prozent der Befragten mehrmals pro Woche von zu Hause aus. Vor der Krise waren es gerade mal 23 Prozent – und das auch nur mindestens einmal pro Woche. Die Zustimmung der Beschäftigten ist enorm. Nur 19 Prozent waren im Home-Office unzufrieden.

Der durch die Krise ausgelöste „Hype“ und die Erfahrung, dass in vielen Unternehmen die Heimarbeit gut gelungen ist, wird zu einem verstärkten Wunsch nach mehr Heimarbeit führen. Dabei wird deutlich werden, dass es einen Unterschied zwischen „Arbeiten im Krisenmodus“ und „normalem Arbeiten“ geben wird. In einer Krise nimmt man missliche Umstände eher in Kauf als in einer Alltagssituation.

Wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen sowie pragmatische Lösungen, die Heimarbeit in der neuen Realität ermöglichen, werden deshalb definiert und gefunden werden. Arbeitsschutzrichtlinien werden sicherlich auf das Homeoffice ausgeweitet werden, die Einrichtung eines „Home-Office“-Arbeitsplatzes könnte zukünftig vom Arbeitgeber übernommen werden.

Zukünftig wird es um eine sinnvolle Balance zwischen Büro- und Heimarbeit gehen. Der aktuell beseelte Ruf diverser Unternehmenslenker nach möglichst viel Heimarbeit („mindestens 50:50 wenn nicht sogar 40:60), um möglichst viel Geld zu sparen, wird wieder ruhiger werden, wird man doch feststellen, dass nicht alles auf Dauer wunderbar nur in Heimarbeit zu erledigen ist. IBM ist schon vor vielen Jahren umgeschwenkt auf verstärkte Büroarbeit, nachdem sie schlechte Erfahrungen mit nahezu ausschließlicher Heimarbeit gemacht hatten.

Eine sinnvolle Balance wird sich ausrichten nach der Art der Tätigkeit, den Arbeitsmodi und den Persönlichkeitstypen innerhalb eines Unternehmens.

Büroplanung

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Bei der Büroplanung werden wirtschaftliche Einsparungen durch Heimarbeit gezielt einkalkuliert werden. Besonders Flächen, die für hochkonzentriertes Arbeiten genormt sind, werden zukünftig reduziert werden, da die Erfahrungen aus der „Lockdown“ Zeit gezeigt haben, dass diese Arbeiten genauso gut aus dem „Home-Office“ erledigt werden können. Das gleiche gilt für Telefonate oder Videoschaltungen. Die Relation Mitarbeiterin pro Schreibtisch („desk sharing ratio“) wird tendenziell weiter reduziert werden.

Büroflächen

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Mehr Fokus wird zukünftig auf Kommunikationsflächen in den Büros gelegt werden, um Tätigkeiten, die nicht „remote“ erledigt werden können, wie Brainstorming, Design-Thinking oder andere Workshopformate optimal zu unterstützen.

Andererseits wird die Größe der Flächen in den Büros weiterhin benötigt werden, um die neuen Abstands- und Sicherheitsregelungen erfüllen zu können. Die Layouts von Großraumbüros, Kantinen und Besprechungsräumen werden in der Folge ebenfalls neu gedacht und gezeichnet werden.

Zusammenarbeit

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Neue Formen der Zusammenarbeit sind schon vor der Corona-Zeit entstanden, in der Post-Corona-Ära werden sie sich weiter etablieren. Vorteile werden für Teilzeitkräfte entstehen, die nun besser integriert werden können, da flexiblere Arbeitszeiten und die Organisation von Besprechungen fester Bestandteil im Büroalltag werden.

Auch für Pendlerinnen, die bisher weite Anfahrtswege in Kauf nehmen mussten, stellt diese Flexibilisierung der Zusammenarbeit ein Vorteil dar.

Ein elementarer Nebenaspekt ist darüber hinaus die Schonung natürlicher Ressourcen, wenn weniger Menschen reisen werden.

Plattformen

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Die Kollaboration über Plattformen wird zum neuen Standard werden. Da wir verstärkt mit einem Mix aus „remote“ und „onsite“ Arbeiten werden, wird der Einsatz von Plattformen, wie bspw. Microsoft Teams, immer wichtiger.

Dies bringt neben technischen Lösungsansätzen („tool-set“) auch neue Kompetenzanforderungen („skill-set“) und eine neue Haltung („mind-set“) für alle Mitarbeitenden mit sich.

Gerade für ältere Personen oder Unternehmen, die bisher wenig digital und agil gearbeitet haben, bedeutet dies einen nicht zu unterschätzenden Kulturwandel. Neben der Investition in Technik, werden auch Trainings angeboten werden, um die Mitarbeitenden mit den neuen Techniken vertraut zu machen.

Talent-Pool

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Durch mehr „Homeoffice“ wird sich der „Talent-Pool“ der potenziellen Mitarbeitenden nahezu unbegrenzt erweitern, da der Wohn- und Arbeitsort eine immer unwichtigere Rolle spielen wird. Arbeiten vom Strand aus wird dennoch wohl erst mal die Ausnahme bleiben. Aber in Hamburg zu wohnen und in München zu arbeiten, wird durch die neuen Formen der Zusammenarbeit deutlich leichter werden.

Dies wird auch zu Verschiebungen in der Stadt-Land-Attraktivität führen, einen Trend, den wir aufgrund der hohen Immobilienpreise in den Städten schon jetzt erkennen können. Das Land wird wieder attraktiver werden, da das tägliche Pendeln und der damit verbundene Stress ausbleiben.

Die modifizierte Realität wird zudem dazu führen, dass Unternehmen verstärkt freie Mitarbeiter einsetzen und projektbezogen anfragen, da die technische und räumliche Zusammenarbeit in der neuen Realität deutlich erleichtert wird. Freie Mitarbeitende können leichter Zugriff auf die firmeninternen Systeme erhalten und so schneller integriert werden.

Führung

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Die Art der Führung wird sich weiter wandeln. Die Tage, in denen Führungskräfte ihre Existenz durch Kontrolle der Mitarbeitenden rechtfertigten, gehört endgültig der Vergangenheit an.

Die neue Führung wird nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen geprägt sein. Gegebenes Vertrauen bringt andererseits ein hohes Maß an Selbstverantwortung und Selbstorganisation der Mitarbeitenden mit sich. Das kann nicht jede.

Die Aufgaben und Fähigkeiten von Führungskräften werden sich deshalb weiter wandeln.  Die Führungskraft wird zukünftig noch stärker die Rolle eines zielorientierten Kommunikators einnehmen, der die Verbindungen zum Team stärkt, Teammitgliederinnen integriert, Werte des Unternehmens kommuniziert und Mitarbeitende bestmöglich darin unterstützt, gemeinsam ihre Ziele zu erreichen.  


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