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Reflect im Gespräch mit Dr. Hofmann – CEO von MHP

Dr. Ralf Hofmann, Mit-Gründer, Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der 1996 gegründeten MHP Management- und IT-Beratung GmbH, leitet eines der führenden Beratungsunternehmen in den Bereichen Automotive, Mobilität und Manufacturing.

 Nach einem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität Karlsruhe war der gebürtige Heilbronner (Jahrgang 1963) bis 1996 als Consultant in führenden Beratungsunternehmen (u. a. IBM und Accenture) tätig. 1996 machte er sich mit der Gründung von Mieschke Hofmann und Partner (MHP) selbständig. 2004 promovierte er an der Universität Duisburg/Essen. Interview_MHP_Hofmann 
  

REFLECT: Was genau macht MHP und wie sehen Sie Ihre Rolle als CEO?

Dr. Ralf Hofmann: MHP ist der führende Business- und Technologiepartner zur Gestaltung der Zukunft von „Mobility“ und „Manufacturing“. Wir geben unseren Kunden und Geschäftspartnern strategische Impulse, integrieren intelligente Technologien und vermitteln innovative Methoden. Von 16 Standorten aus betreuen bald über 3.000 Mitarbeiter weltweit Kunden vom Mittelstand bis zum OEM. Ich bin Mit-Gründer von MHP und führe das Unternehmen von Anfang an. Wir sind sehr „People“ orientiert. Als Beratung haben wir keine Maschinen, Material, Fabrikhallen oder Ähnliches. Das einzige und zugleich wertvollste Kapital, welches wir haben, sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deshalb ist uns das Thema „Leadership“ so wichtig. Fehler im „Leadership“ führen zu einer hohen Fluktuation, die wir natürlich nicht wollen. Wir sind sehr stolz, dass wir eine unterdurchschnittliche Fluktuation im Branchenvergleich haben. Das ist das Resultat aus einer vernünftigen Führung und das ist auch das Besondere an MHP.

REFLECT: Wie erleben Sie persönlich die Coronakrise?

Dr. Ralf Hofmann: Mir persönlich fehlen die sozialen Kontakte, ich freue mich, bald mal wieder in einen Biergarten zu gehen. Ich habe natürlich auch etwas Sorge um das weitere Fortbestehen der wirtschaftlichen Welt, unabhängig von MHP.

REFLECT: Welche Auswirkungen hat diese Krise auf die Geschäftsentwicklung von MHP?

Dr. Ralf Hofmann: Wir haben frühzeitig und rechtzeitig begonnen, Projekte auf „remote“ umzustellen. Das funktioniert hervorragend, wir sind im stabilen Krisen-Modus. Wichtig ist es, diesen aufrecht zu erhalten. Wir leben momentan noch vom Auftragsbestand. Der Maßstab der Erwartungshaltung hat sich natürlich deutlich nach unten bewegt und keiner weiß, wann die Krise endet und wie alles ausgeht.

Wir setzen alles daran, dass die Auswirkungen auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter minimal sind und berücksichtigen in allen Entscheidungen die Zukunft von MHP. All unsere Maßnahmen, die wir aktuell ergreifen, haben unser Leadership-Prinzip „We Love People“ als Leitbild. Wir haben den Anspruch, die gesamte MHP-Mannschaft aus der Krise durchzuführen und ohne Kurzarbeit auskommen zu können. In der Krise ist Kommunikation für uns lebensnotwendig. Das haben wir aus der Krise 2009 gelernt. Damals wurden wir wegen der mangelnden Kommunikation kritisiert. Innerhalb von MHP haben wir heute eine ausgezeichnete Kommunikation. Von Beginn an waren wir sehr transparent, offen und zeitnah in unserer Krisenkommunikation. Ich habe beispielsweise schon sechs Videos gedreht und sage immer dann etwas, wenn es etwas zu sagen gibt.

Was ich aus dieser Zeit mitnehmen werde, ist, dass wir eine sehr große Solidarität im Unternehmen erfahren haben. Jeder unterstützt wo er kann. Wirklich jeder leistet seinen Beitrag. Ich hatte noch nie das Gefühl, dass wir alle gemeinsam so an einem Strang ziehen. Die Solidarität des Verstehens der Maßnahmen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finde ich sehr beeindruckend.

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REFLECT: Krisen bieten ja auch immer Chancen: Welche positiven Effekte könnten daraus erwachsen?

Dr. Ralf Hofmann: Unseren Excellence Anspruch haben wir auch in Corona-Zeiten ganz im Gegenteil nicht verloren. Wir wollen nach Corona keine „neue Normalität“, sondern eine noch bessere Normalität. Und darauf müssen wir uns maximal gut vorbereiten. Das machen wir. Wir beschäftigen uns mit dem Plan, um zum Zeitpunkt X zur neuen Normalität zurückzukehren. Dafür haben wir ein Hochlauf/Ramp-up Projekt aufgesetzt.

Was wir schon heute wissen, wir werden nicht mehr 1:1 wiederbeleben, was wir vor Corona gemacht haben. Eines ist sicher: eine Kombination aus „remote“ Arbeiten und „on site“. Das „remote“ Arbeiten etabliert sich gerade. Da werden wir ansetzen. Aktuell können wir viel effektivere Meetings machen, da die Anfahrtszeit wegfällt. Außerdem ist unsere Effizienz super bei „remote“ Meetings, wir kommen viel besser durch unsere Agenden.

Wir wollen die Zeit jetzt auch nutzen, um interne Projekte voranzutreiben, und dann natürlich Schulungsmaßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umsetzen.

Wir bereiten uns auf die neue Normalität vor und schauen natürlich auch auf Kundenseite. Was bedeutet Corona für die Kunden und für die IT? Ich bin überzeugt, dass es durch die Krise nochmal einen Schub in Richtung Digitalisierung gibt. Gerade der Einzelhandel leidet stark, auf der anderen Seite gewöhnen sich die Leute auch an Onlineshopping. Hier gibt es sicherlich Veränderungen. Veränderungen, welcher Art auch immer, haben Einfluss auf die digitale Welt, wir sind hier positioniert, das sehe ich schon als große Chance. Aber auch unsere großen Kunden in der Automobilindustrie machen sich Gedanken um ihre Zukunft. Mit Blick auf unser Portfolio identifizieren wir gerade heute die Themen, die unsere Kunden in der Krise benötigen, die sie vielleicht beim Hochfahren brauchen und die vielleicht in einer geänderten Welt nach Corona im Vordergrund stehen. Das ist für uns eigentlich nichts Besonderes, das machen wir schon immer. Aber heute ist es relevanter denn je. Wir, unsere Kunden, die Wirtschaft, einfach alle werden nach Corona in einen Alltag übergehen, der sich verändert hat. Davon bin ich überzeugt.

REFLECT: Sie haben mit REFLECT ein Führungsleitbild für MHP entwickelt. Wie kam es zu dieser Idee und welchen Nutzen versprechen Sie sich davon?

Dr. Ralf Hofmann: Wir sind in den letzten Jahren intensiv und wirtschaftlich sehr erfolgreich gewachsen. Seit 2010 hat sich unsere Mannschaft versechsfacht. Sind wir ehrlich – mit so viel Dynamik bei MHP und in der Branche haben wir uns nie wirklich die Zeit genommen, Inne zu halten, unsere Ansprüche niederzuschreiben, unser Leadership-Profil weiter zu schärfen. So haben sich über die letzten 24 Jahre innerhalb von MHP personenabhängige und heterogene Führungskulturen entwickelt. Heute, aufgrund unserer Größe und unseres Anspruchs an Professionalität und Excellence ist dies nicht mehr möglich. Wir brauchen stabile Leitplanken, die uns helfen, auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben. Denn unser Purpose muss auch für uns selbst Gültigkeit besitzen. Wer von uns denkt nicht daran, die Welt zu verbessern. Nur fängt die Welt bei uns selbst an: Wir sind eine People-Organisation, bei uns steht der Mensch im Vordergrund. Leadership bedeutet nicht nur Leistung einzufordern, sondern auch Potenzial zu fördern, Menschen dazu anzuregen, über sich hinauszuwachsen. Das wollen wir weiterhin sicherstellen. Damit das so bleibt, war es uns – dem MHP-Board und der Partnerschaft – buchstäblich eine Herzensangelegenheit, zum Herz dieses Erfolgs vorzustoßen, um es auch zukünftig am Schlagen zu halten: Leadership. Wenn wir über Leadership reden, reden wir natürlich auch über Werte, sie bilden die Basis. Es ist deshalb bedeutend, dass die Führungskräfte in unserem Interesse agieren und die Werte in der Führung hochhalten, die uns wichtig sind. Deshalb haben wir mit REFLECT ein Führungsleitbild entwickelt.

REFLECT: Zentral in diesem Leitbild ist der Sinn und Zweck – der „Purpose“ – von MHP. Weshalb ist der „Purpose“ für Ihr Unternehmen dabei so wichtig gewesen?

Dr. Ralf Hofmann: Wir haben ein sehr junges Team, wenn man den Altersdurchschnitt betrachtet. Wir stellen jedes Jahr rund 300 Hochschulabsolventen frisch von der Uni ein. Die Generation Y thematisiert die Sinnhaftigkeit mehr als das monatliche Auskommen. Für uns ist wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, warum sie aufstehen – weg vom schieren Materiellen. Das geht mir im Übrigen genauso.

Wir haben acht Unternehmenswerte. Einer ist zum Beispiel Wertschaffung.  Wir möchten für unsere Kunden auch Wert schaffen. Diese Sinnhaftigkeit im Hinblick auf den Kunden war schon immer da. Wir sind mit über 90% Umsatz in Deutschland stark Deutschland-lastig. Wir arbeiten zu 85% in der Automobilindustrie. Eine Industrie, die sehr viel Veränderungsbedarf hat, gerade im Hinblick auf den Klimawandel und die Diskussion darum. Der Antrieb, die Anzahl, der CO2-Ausstoß, Mobilität in den Städten, das sind alles Themen, das heißt die Automobilindustrie muss sich ändern. Deutschland lebt von der Automobilindustrie. Wenn die Automobilindustrie in Deutschland einen Schlag abbekommt, bekommt die ganze Wirtschaft in Deutschland einen Schlag ab, wie wir gerade auch in der Coronakrise sehen. Wir fühlen uns als Teil dieser Industrie und wir haben den Anspruch unseren Kunden zu helfen, ein besseres Morgen schaffen zu können.

Diesen Unternehmenspurpose zu definieren und in einen Satz zu fassen, haben wir dann mit REFLECT erarbeitet.: „Enabling you to shape a better tomorrow“ fasst genau zusammen, was wir wollen. Der Satz wird jedes Mal besser, wenn ich ihn lese, da steckt sehr viel drin. Bei MHP haben wir den „Purpose“ vor einem halben Jahr eingeführt und das Feedback ist unglaublich gut. Wir finden den „Purpose“ sehr wichtig, weil er kulturprägend ist, gerade weil wir seit 24 Jahren eine starke Unternehmenskultur haben. Der „Purpose“ ist für uns sozusagen das Deckblatt unserer Kultur. Letztendlich stehen wir vereint hinter einem Sinn, das finden wir wichtig und merken dies stark an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

REFLECT: Die Rolle von Führung hat sich aus unserer Sicht in den letzten Jahren immer mehr verändert: Was macht aus Ihrer Sicht eine Führungskraft von heute aus?

Dr. Ralf Hofmann: Der Anspruch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sich auf jeden Fall verändert. Wenn heute ein 25-Jähriger oder eine 25-Jährige hier anfängt, bringen sie ausgeprägte Ansprüche an den Arbeitgeber und natürlich auch individuelle Anforderungen an Führung mit. Mit diesem Selbstbewusstsein muss eine Führungskraft natürlich umgehen können bzw. es lernen. Für uns war das Thema Verantwortung als Führungskraft schon immer „key“. Gute Führungskräfte haben Vertrauen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind fest davon überzeugt, dass sie bei uns und mit uns etwas erreichen wollen.

Als „Company“ haben wir den Anspruch, dass sich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter im Unternehmen wohlfühlt und, dass sie sich mit den Werten und der Ausrichtung definieren. Wir sind ein sehr transparentes und kommunikationsfreudiges Unternehmen. Führungskräfte bei MHP müssen starke Kommunikatoren sein. Im Sinne von MHP Entscheidungen verkünden, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Sachverhalte erklären, mit einer Stimme sprechen, die Werte der Führung hochhalten, das ist für uns wichtig. Das erklärt auch die Betonung von Gemeinschaft in unseren Prinzipien: We act in the interests of MHP. It Is Our Company, We Love People, Time to Share, One Voice – Clear „Why” – … gerade das Warum entfaltet enorme Wirkung für die Motivation. Wir haben den Anspruch, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, warum Entscheidungen so sind wie sie sind, dass sie unsere Entscheidungen verstehen. Natürlich wird eine Entscheidung auch mal individuelle Nachteile für jemanden haben. Aber erklärt man ihm oder ihr, wie es zur Entscheidung kam, und warum sie so fiel, entsteht Verständnis, nicht Frustration. Ich bin und war mir noch nie zu schade, jedem, der fragt, alle Entscheidungen zu erklären, und jetzt haben wir es auf den Punkt gebracht: One Voice – Clear „Why“. 

REFLECT: Viele Unternehmen haben Leitbilder. Oft werden diese nicht gelebt, sondern hängen nur als Poster in den Besprechungsräumen oder auf der Unternehmenswebsite. Was haben Sie konkret vor, um das Leitbild im Arbeitsalltag zu verankern?

Dr. Ralf Hofmann: Unsere Führungsprinzipien bringen auf den Punkt, wie wir bei MHP führen und geführt werden wollen. Sie ergeben nur Sinn, wenn wir sie vorleben und wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genau diese Führung einfordern. Wir wollen, dass man sich mit dem Thema befasst. Dafür wollen wir uns Zeit nehmen. Mit unserem entwickelten Führungsleitbild werden wir jetzt alle 900 Führungskräfte mit Trainings schulen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, wir haben die nächsten zwei Jahren für Trainings mit REFLECT durchgeplant. Durch Corona haben wir natürlich noch eine kleine Pause, aber wir wollen so schnell wie möglich damit starten.

Das Thema „Leadership“ ist bei mir direkt aufgehängt, ich habe dieses Thema auch initiiert. Deshalb fällt es auch durch die Krise nicht hinten runter. Es ist für uns ein sehr wichtiges Thema. Wir haben das Thema „Leadership“ auch ganz bewusst sehr stark kommuniziert und in die Organisation hineingetragen.

REFLECT: Abschließend: Wie erleben Sie den gemeinsamen Prozess mit REFLECT als externen Partner?

Dr. Ralf Hofmann: Wir sind sehr zufrieden, wie der gesamte Prozess mit REFLECT gelaufen ist. Wir haben die Führungsprinzipien gemeinsam erarbeitet und natürlich den „Purpose“: Enabling you to shape a better tomorrow definiert. Wir sind überzeugt von den Personen von REFLECT und auch kombiniert mit Jan Teunen, der eine Sprache reingebracht hat, die wir jetzt verinnerlicht haben. Wenn Berater Berater holen, ist das nicht immer einfach. „Leadership“ ist ein Herzthema für MHP, deshalb war uns so wichtig, einen Berater zu haben, der uns schnell versteht, das war bei REFLECT der Fall. Bei acht Leadership-Prinzipien ist natürlich die Formulierung unglaublich wichtig. Wir haben hervorragende Formulierungen und Interpretationen gefunden. Wir haben es gemeinsam geschafft, uns in unseren Führungsleitlinien wiederzufinden, aber auch gleichzeitig unserem Excellence Anspruch gerecht zu werden.

Reflect: Herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die nächste Zeit.

Das Interview führte Jutta Merkel, REFLECT

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