„Never change a running system“ – es gibt zahlreiche Organisationsformen und viele Firmen sehen sich durch die VUCA-Welt gezwungen, diese zu verändern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch welche Organisationsform, welches Betriebssystem, passt am besten? Wie wird man möglichst schnell agil und adaptiv?
Klassisch-hierarchische Organisation – die Cashcow des letzten Jahrhunderts
Die klassisch-hierarchische Organisation ist die Mutter aller Aufbauorganisation. Die Form einer Pyramide spiegelt die klare Hierarchie wider. Die Mehrheit der Mitarbeitenden ist auf den unteren Ebenen und eine regierende Minderheit auf der oberen Ebene. Die einzelnen Stränge der Organisation sind meist nach Funktionen, Regionen oder Produkten aufgeteilt.
Die Vorteile der dieser Organisationsstruktur: Einfache Orientierung, klare Zuständigkeiten und Rollen sowie eine eindeutige Verantwortungszuweisung. Hierarchische Strukturen eignen sich besonders in trägen Massenmärkten oder Märkten mit geringer Volatilität. In ruhigen Fahrwassern führen diese Strukturen zu einer enormen Effizienz, weshalb sie lange Zeit unangefochten die Unternehmensstruktur der Vergangenheit dominiert haben.
Wie verhalten sich diese im VUCA-Kontext?
Mit dem Wandel der Märkte, Globalisierung und Digitalisierung treten die Nachteile der Organisationsstruktur deutlich ans Licht: Hohe Bürokratie, Trägheit, Betriebsblindheit, Veränderungsresistenz und Kontextignoranz. Aber: Ist ein demokratischer Ansatz (Bottom-up) gewählt und das Empowerment der Mitarbeitenden gefördert, kann ein klassisch-hierarchisch aufgestelltes Unternehmen durchaus auch in der nächsten Dekade erfolgreich sein.
Erfolgreich hierarchisch geführtes Unternehmen: Trigema
Das hierarchisch geführte Unternehmen reagierte schnell. In der Corona-Pandemie stellte Trigema als einer der ersten Anbieter die Produktion auf Stoffmasken um. Geschäftsführer und Patriarch Wolfgang Grupp ist in alle Entscheidungsprozesse persönlich eingebunden. Er garantiert allen Kindern von Mitarbeitenden einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz im Unternehmen und produziert in Deutschland.
Warum wir einen Trend für Netzwerkorganisationen sehen
Netzwerkorganisationen definieren sich durch einen dezentralisierten Organisationsaufbau und hohe Interaktion und Kommunikation. Intensive Vernetzung ist das Leitprinzip einer solchen Struktur.
Klare Vorteile: schnelle und einfache Vernetzung und Kommunikation, effektive partnerschaftliche Zusammenarbeit sowie effizienter Informations- und Wissenstransfer. Mitarbeitende mit unterschiedlichen Aufgabengebieten können sich ergänzen und in gemeinsamer Zusammenarbeit komplexe Herausforderungen lösen. Die Vorteile einer Netzwerkorganisation liegen klar im Bereich der Flexibilität und Agilität und gefolgt von einem hohen Informationsaustausch. Die Organisation kann so schneller lernen, agieren und daher durch ihre Anpassungsfähigkeit Wettbewerbsvorteile erzielen.
Die Nachteile: Redundanzen durch Mehrfachbearbeitung, der Verlust des Überblicks, wer gerade was macht und ein hoher Kommunikationsaufwand.
Die Netzwerkorganisation passt zu New Work – Warum?
Die Netzwerkorganisation fördert Agilität und hohe Resilienz. Das VUCA-Marktumfeld stellt genau diese Anforderungen an die Unternehmen. Wichtig für den Erfolg sind eine effiziente Koordination und eine transparente Regelung der Kollaboration.
Erfolgreiche Netzwerkorganisation: Umlaut AG
Das Unternehmen ist erfolgreich als Netzwerkorganisation unterwegs und gründet im Jahr vier bis fünf neue Töchter. Die Innovation entsteht durch die Vernetzung und die Freiheit der Mitarbeitenden. Doch auch eine Netzwerkorganisation benötigt Struktur und einen Orientierungsrahmen – zum Beispiel bei der Frage, wer entscheidet, wer informiert, wie Geld verteilt wird und wo Innovation entsteht. Also gibt es auch bei Umlaut Führungsrollen sowie offizielle und inoffizielle Hierarchiestufen.
Warum wir die Kreisorganisation als Organisationsform der Zukunft sehen
Eine Kreisorganisation (bspw. Soziokratie, Holokratie, kollegial geführte Unternehmen, adaptives System) zeichnet sich dadurch aus, dass es keine klassischen Hierarchien, Manager*innen und Titel gibt. Anstatt einzelner Führungspersönlichkeiten mit delegierender Funktion wird die Autorität mit Hilfe sich selbst organisierender Teams auf das gesamte Unternehmen verteilt. Statt Personen mit unterschiedlichen Autoritäten stehen bei einer Kreisorganisation unterschiedliche Rollen und Kreise im Vordergrund.
Vorteile: Entscheidungen werden lokal und schnell getroffen, da Autorität stark dezentralisiert ist und Teams dadurch eigenständig, eigenverantwortlich und selbststeuernd arbeiten können. So kann Innovation entstehen bei gleichzeitig hierarchischer Ordnung.
Nachteile: Häufige Probleme, insbesondere in holokratischen Organisationen, sind die Gehaltsstrukturen sowie die Karrieremöglichkeiten. Oft bildet sich eine informelle Hierarchie heraus, die dem klassischen Modell recht nahekommt. Außerdem: börsennotierten Unternehmen sind an gewisse Reportingstrukturen gebunden, somit müssen diese auch als holokratische Organisation Reportin-Positionen installieren.
Erfolgreiche Kreisorganisation: Freitag lab.ag
FREITAG hat sich nicht nur der Kreislaufwirtschaft verschrieben, sondern ist auch in Kreisen organisiert: 2016 hat das Unternehmen, das immer noch den Freitag Brüdern gehört, die klassische Hierarchie mitsamt Geschäftsleitung abgeschafft und die Organisationsform Holacracy eingeführt. Das klassische Organigramm ist zu einem Stadtbild geworden, in dem es keine Geschäftsleitung mehr gibt, sondern selbstorganisierte Zellen, dargestellt als Gebäude. Hierarchie gibt es trotzdem, aber konsequent aus fachlichen Rollen heraus. Der Erfolgsfaktor: Transparente Kommunikation.
Wie machen Sie Ihr Unternehmen zukunftsfähig?
Unternehmen sind wie das Individuum. Sie sind unterschiedlich in ihrer Geschichte, Kultur, ihren Werten, Produkten, Märkten und Menschen. Deshalb kann man über ein klassisch hierarchisch strukturiertes Unternehmen nicht einfach einen Agilitätshut stülpen. Wir sehen durchaus Potenzial in der Kreisorganisation, da diese Organisationsform sowohl die Bedürfnisse der Menschen aufnimmt als auch Antworten auf die Anforderungen der Märkte findet.
Die Struktur einer Organisation zu verändern ist ein langwieriger Prozess. Unser ganzheitlicher Beratungsansatz ist darauf ausgelegt, das Potenzial Ihres Unternehmens zu identifizieren und Sie in dem Prozess sicher zu begleiten.