Sie sind wieder dabei, mit uns Perspektiven zu erkunden – Freude pur! Heute lassen wir uns treiben, ganz genüsslich auf einem Boot.
Nehmen wir an, die Wertströme Ihres Hauses bilden Flüsse ab. Ich steige mit Ihnen in ein Boot und wir schauen gemeinsam, wohin der Fluss uns treibt.
Bevor es losgeht:
Strukturen dienen der Wertschöpfung. Sie können so gestaltet sein, dass Wert sprichwörtlich geschöpft wird. Dann wissen wir, wo im Haus genau das am Produkt entsteht, das bei unserem Kunden Wert erzeugt. Wenn wir nun auf Bootstour gehen, schauen wir, wo in der Organisation das entsteht, was zu diesem Wert führt, und in welcher Fließgeschwindigkeit.
Die Reifegrade machen wir in dieser Perspektive am sprichwörtlichen Strom der Wertschöpfung fest. Fließt es oder leisten wir uns kostenintensive Verschwendung? Und wie adaptiv ist die Struktur der Wertschöpfung?
Still ruht der See…
Kennen Sie Unternehmens-Autismus? Man ist so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass eigentlich nur einer stört: Der Kunde.
Das können Sie sehr schnell überprüfen: Wie viele Vorhaben sind extern referenziert, haben also direkten Bezug zum Kunden, wie viele Vorhaben sind intern referenziert, beziehen sich also auf interne Prozesse? Das Verhältnis kann mehr als erschreckend sein. Wir sprechen dann davon, dass sich ein Unternehmen sehr viel Beschäftigungs-Theater leistet.
Wir spielen Veränderung, auf der Hinter-Bühne bleibt aber alles beim Alten. Dies führt zu der folgenden, beeindruckenden Beobachtung: Nur in 1-5 % der Zeit, die ein Auftrag in einem Unternehmen verbringt, wird diesem Auftrag Wert zugefügt; die übrige Zeit verbringt er mit Warten – wohlgemerkt, der Auftrag!
Gehen Sie das bei sich im Unternehmen mal messen.
Also, wir steigen ins Boot und … warten … hier und da bewegen wir uns, doch die meiste Zeit ruht der See. Von Strömen kann nicht gesprochen werden. Fühlt sich an wie in der automatisierten Waschstraße – es ruckelt sich voran.
Wer sich diese Beschaulichkeit leisten kann, es sei ihm gegönnt.
In den Fluss kommen….
Wir kommen voran, merklich. Wann? Mit einer Praxis, die nichts kostet, höchste Effizienz aktiviert und kaum genutzt wird: Das Weglassen. Sie werden staunen, wieviele Kräfte sich der Wertschöpfung unmittelbar zuwenden, wenn Sie einen Praktikenputz durchführen.
Ein was? Praktikenputz! Management-Praktiken, die Sie in Ihrem Haus praktizieren:
- ….Boni, Anreize, Incentives
- ….Stellenbeschreibungen
- ….Kompetenzprofile
- ….Reiskostenrichtlinien
- ….Berechtigungsmanagement
- …Kostenmanagement
- …Mitarbeiterbefragungen
- …Pay-for-Performance
Es dürften ohne Mühe 100 Praktiken vergleichbarer Art benennbar sein. Nein, nicht in Ihrem Haus, da dürften es so um die 40 sein?
Ihre Aufgabe im 2. Reifegrad: Prüfen Sie konsequent, ohne Wenn und Aber, ob diese Praktiken unmittelbar zur Wertschöpfung beitragen, oder „bewirken, Menschen von der Arbeit abzuhalten.“ (P.Drucker)
Sie können das meiste getrost verabschieden, diese Praktiken sind zumeist Ausdruck von Misstrauen, stillen Kontrollbedürfnissen des Managements und binden Zeit wie Geld. Investieren Sie lieber in die Wertschöpfung, es lohnt sich.
Mit den frei gewordenen Ressourcen kommt Ihre Wertschöpfung in den Fluss. Nehmen Sie meine Wette an: Lassen Sie alle diese intern-referenzierten Selbstbeschäftigungsfallen fallen und eine Dynamik entfesselt sich in Ihrem Haus. Können Sie damit umgehen?
River Rafting
Kennen Sie eine unserer beliebtesten Praktiken in Unternehmen: Wir gehen durch Abteilungen und repräsentieren das Produkt. Beispiel: Ich bin ein T-Shirt. Und nun lassen wir uns zeigen und beschreiben, was in dieser Abteilung mit uns Schritt für Schritt geschieht. Wir erleben am eigenen Leib eine T-Shirt-Journey. Wir werden bei jedem Schritt beklebt oder bemalt, man hängt uns etwas an, oder setzt uns etwas auf. Humor ist garantiert und Erkenntnisse purzeln zahlreich.
Weshalb dieser Weg? Mittels der Produkt Journey erkennen Sie, Management und Mitarbeiter*innen, ob die Ausrichtung Ihrer Firma sich auf die Leistung für einen externen Kunden orientiert UND ob Führung über das Produkt statt über die hierarchische Aufbauorganisation abläuft.
Dies ist der Kern moderner adaptiver Wertstrom-Unternehmen: Wenn Wertströme der Kern der Struktur Ihrer Firma sind, müssen diese an erster Stelle stehen. Die gestalten Sie aktiv und permanent. Entweder im Kaizen-Modus, schrittweiser Veränderung oder im Kaikaku-Modus, springen über große Hindernisse, weil sie evolutiv nicht zu verändern sind.
Klassisches Linien-Management steht häufig konträr zu fließenden Wertströmen. Kennen Sie: Macht und Einfluss, lokale Fürstentümer. Hier können Sie Ihr Linienmanagement gekonnt herausfordern.
Und, managen Sie den Fluss, nicht ihre Mitarbeiter. Die wollen lieber River Boarding erleben als in trüben Gewässern zu dümpeln. Ihre Mitarbeiter*innen sind nicht gegen Veränderung, sondern widerständig verändert zu werden – als Mensch. Letztlich ist Wertstrom = Mannschaftssport. Wir sitzen alle in einem Boot. Der Wettbewerb findet außerhalb des Wertstromes statt. Der geflügelte Satz eines großen Sportlers: Wir wetteifern darum, die Fehler des Kollegen auszubügeln.
- Zum Erinnern:
- Wert geht über Fluss – Fluss geht über Beseitigung von Verschwendung
- Dysfunktionale Strukturen zwingen Menschen, Lebenszeit zu verschwenden
- Es gibt 2 Flüsse: Produkt-Wertstrom und Mitarbeiter-Wertstrom
- Die Struktur folgt der Wertschöpfung
- Meisterschaft: Business on Demand (Kriterien: Verfügbarkeit, Qualität, Kosten, Individualität)