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Perspektiven (2) Wie ausgereift ist Ihre strategische Perspektive?

Und wie klar die strategische Sicht?

Sie gilt als Königsdisziplin im Unternehmen: Das strategische Management. Ein äußerst populärer Begriff, der sich großer Beliebtheit und breiter Anwendung erfreut.

Erste Frage. Worüber sprechen wir eigentlich, wenn wir über Strategie sprechen?  Fragen Sie 20 Entscheider*innen nach deren Definition des Begriffs „Strategie“ (und das tun wir immer wieder!) … und Sie stehen knietief im Begriffsdschungel. Vor lauter Worten sehen wir den Inhalt nicht mehr.  

Nebenbemerkung: Der Begriff Strategie kann in seiner Unbestimmtheit für die Kommunikation eine wichtige Funktion erfüllen. Begriffe, die sich ihrer unmittelbaren Bestimmung entziehen, minimieren Konfliktrisiken und halten das Gespräch am Laufen, ohne das inhaltliche Einigkeit bestehen müsste. So lässt sich manche Besprechung retten und anderen Zwecken Vorrang einräumen: „Gut, dass wir mal wieder miteinander geredet haben!“

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Zur Sache selbst: Sie erinnern sich – Unternehmen brauchen vielfältige Perspektiven, da einfältiges Handeln Risiken birgt.

Mit dieser Prämisse lassen Sie uns auf die strategische Perspektive schauen.

Wir können bezüglich des Umgangs mit Strategiethemen von Reifegraden sprechen. Diese verstehen wir nicht im moralischen Sinne einer vergleichenden Entwicklung nach dem Motto: „Herr Maier ist noch nicht so weit, der muss noch einiges lernen!“ – sondern als eine Art der Realitätsprüfung.

 
In der Praxis begegnet uns oft dieses Phänomen: Notwendig oder wünschenswert wird ungeprüft mit möglich und leistbar gleichgesetzt. Vielen Projekten wird somit unterstellt, dass alle Voraussetzungen gegeben sind, erfolgreich handeln zu können. Dem ist schlicht nicht so. Spannenderweise reagieren Menschen oftmals gekränkt, wenn sie gebeten werden, die Voraussetzungen eines Projekts kritisch zu prüfen. Bemerkenswert dabei ist: Die offene Diskussion von Reifegraden eines Vorhabens ist ein Kennzeichen für eine reife Organisation. Diesen Aspekt greifen wir in einer weiteren Folge nochmals konkreter auf.

Wenden wir das Gesagte auf den Umgang mit strategischem Management an und lassen Sie uns 3 Reifegrade qualifizieren. Bezogen auf Strategie fragen wir: In welchem Reifegrad leistet Strategie einen Beitrag zur erfolgreichen Unternehmenssteuerung?

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Strategie der Einfältigkeit (geringer Reifegrad):

 Wir werden nächstes Jahr um 6% wachsen. Unser Portfolio wird entsprechend angepasst. Alle Ziele werden überprüft und auf diese Strategie ausgerichtet.“ Nein, das ist keine Strategie. Das ist eine Zielvorgabe. Mehr nicht. Wer jetzt konsequent dieser Steigerungslogik folgt und – Sie kennen das – Effizienzexzesse aufsetzt, wird mit teuren Nebenwirkungen bezahlen.

3 Sätze dazu:

Ab einem Auslastungsgrad größer als 80% beginnt Chaos. Die Warteschlangenformel „quering theory“ zeigt auf beeindruckende Weise, dass Auslastungen über 80% chaotische Verläufe produzieren. Statt Wachstum um jeden Preis gilt deshalb: Jedes Wachstum hat seinen Preis. Kennen Sie ihn? 

Konsequenz: Wer Ziele formuliert und den Weg dorthin kennt, braucht einen Plan, aber keine Strategie.

Auf Basis dieses Verständnisses kann Strategie wenig leisten, sie wird hier zum unternehmerischen Risiko.

Strategie der Binnenvielfalt (mittlerer Reifegrad)

Strategie entfaltet Wirksamkeit, wo Weg und Zukunft unbekannt sind. Sie schützt vor Beliebigkeit und formuliert richtungsgebende Prinzipien. Wir wollen in der Champions-League ganz vorne mitspielen“Dieser Satz ist beliebig austauschbar und wird einen Mitarbeiter nicht dazu motivieren, mit der Fackel der Begeisterung zur Arbeit zu streben. Überprüfen Sie Sätze dieser Art mit ihrer Umkehrung: „Wir wollen in der Champions-League auf den unteren Rängen spielen.“ So etwas will keiner.

Merken Sie etwas? Banale Sätze dieser Art erkennt man daran, dass ihre Umkehrung keine ernstzunehmende Alternative ist. Sie unterscheidet nicht zwischen wichtigen Optionen und kann deshalb Nichts zur Orientierung beitragen.

Formulieren Sie Aussagen, die Mitarbeitern helfen, die Richtung zu sehen, ohne den Weg kennen zu müssen: Wir konzentrieren uns auf den Markt junger Menschen und richten Produkt und Vermarktung konsequent danach aus“.

Diese Aussage schließt ernsthaft und orientierend die Marktalternativen aus und fokussiert die Ausrichtung.

Strategische Überlegungen überprüfen die Festlegungen der Vergangenheit und relativieren sie. Dazu löst Führung den Blick vom unmittelbaren Alltag und konzentriert den Blick auf künftige Horizonte, in der sich das Unternehmen zu bewähren hat. Und sie stellt Erfolgsmuster der Vergangenheit radikal in Frage.

Begleitend erhöht Führung die Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen in der Außenwelt. Im Kern aller Überlegungen stehen die Chancen und Risiken einer ungewissen Zukunft und der eigenen Überlebensfähigkeit darin.

Strategie des Interbeing (hoher Reifegrad)

Mannigfaltige Strategie: Sie berücksichtigt, dass jedes Unternehmen von Voraussetzungen lebt, die es selbst nicht herstellen und garantieren kann. Gesellschaftliche Voraussetzungen (Bildung, Altersstruktur, staatliche Verfassung etc.), globale Verflechtungen, Klima und Energie, geostrategische Konsequenzen.

Eine gekonnt wirksame Strategie entfaltet seine Kraft durch die Einbindung umfassender Dimensionen: People, Planet, Profit. 

Kein Unternehmen wird sich in der Zukunft mehr von der Verantwortung für eine sozial- und umweltverträgliche Wirtschaftsweise freikaufen können. Der Kunde wird uns lehren, diese Verantwortung zu leben. Wenn Sie entscheiden können, ob Ihr neuer Laufdress mit Mikro-Plastik durchsetzt ist oder am Ende seiner Tragezeit als Kompost in Ihrem Garten dient, brauchen Sie da noch eine Entscheidungshilfe?

Auf diesem Reifegradniveau beobachten wir, dass strategische Entscheidungen langfristigen Perspektiven folgen, sie folgenreich und zuweilen erfolgreich sind, grundlegend funktionsübergreifend und der Komplexität der Lebenswelt angemessen.

Strategie ist eine zentrale Führungsdimension für jedes Management.

In einem Satz:

Strategie greift, wo Zukunft und Weg unbekannt sind und Entscheidungen einen Handlungsraum eröffnen, der nicht beschreibt, was getan wird, sondern in welche Richtung der Weg weist.

Wir sind an Ihrer Seite!

Quellen

Photo by Nathan Dumlao on Unsplash

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