54, 74, 90, 2014: Deutschland ist wieder Weltmeister! Mannschaften mit genialen Individualisten wie Neymar oder Ronaldo hatten gegen „unsere 23“ keine Chance.
Teamgeist scheint also das Kooperationsverhalten und damit auch die Leistung zu fördern, und das nicht nur im Fußball, sondern auch am Arbeitsplatz. Das Forschertrio John List (University of Chicago), Uri Gneezy (University of California) und Andreas Leibbrandt (Monash University) verglichen im WM-Gastgeberland Brasilien zwei Fischerdörfer bzgl. ihres Teamgeists miteinander. Das erste Dorf liegt an einem See. Daher kann jeder Fischer für sich in seinem kleinen Boot auf Fang gehen. Das andere Dorf liegt hingegen am Meer, weshalb kleine Boote wegen des starken Wellenganges eher ungeeignet sind. Die Fischer schließen sich deshalb zu Gruppen zusammen und gehen auf größeren Booten gemeinsam fischen. Die drei Verhaltensökonomen ließen Fischer aus beiden Dörfern das bekannte Ultimatumspiel durchführen: Ein Fischer erhält einen bestimmten Geldbetrag und muss entscheiden, welchen Anteil er davon einem zweiten (für ihn nicht sichtbaren) Spieler zukommen lässt. Das Geld wird jedoch nur ausgezahlt, wenn der Mitspieler mit dem Betrag einverstanden ist. Es zeigte sich, dass die „Gruppenfischer“ fast 40% und die „Solofischer“ weniger als 30% des Betrages anboten. Die Ökonomen schlossen daraus, dass die Art der Arbeitsplatzorganisation die Kooperation der Teammitglieder im Alltag stark beeinflussen kann. Viele Branchen haben die Zeichen der Zeit erkannt. In der Industrie stehen schon lange eher kreatives „Teamwork“ statt stupide Fließbandarbeit im Fokus.
Agilität und damit einher gehende Managementmethoden wie Scrum werden bei modernen Organisationen erfolgreich angewandt. Letztlich bestätigen diese Trends die Untersuchung: Gestalte Arbeitsbedingungen so, dass Menschen miteinander am Arbeitsplatz kooperieren müssen. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein weiterer Aspekt: Unterschiedliche Leistungsstandards von Teammitgliedern führen zu erhöhter Produktivität, da die weniger Leistungsfähigen durch die Stärkeren motiviert werden. Das funktioniert jedoch nicht immer, womit wir wieder bei der WM wären: Teams mit starkem Leistungsgefälle wie Brasilien oder Portugal waren weniger erfolgreich. Fehlender Teamgeist und damit einhergehende fehlende Kooperationsbereitschaft waren sicherlich ein entscheidender Faktor. Was lernen wir für daraus für den Arbeitsalltag:
- Arbeitsbedingungen so strukturieren, dass Kooperation möglich und nötig ist.
- Leistungsschwächere können von Leistungsstärkeren „mitgezogen“ werden, wenn der Teamgeist stimmt.
Und was die Neymars und Ronaldos angeht: Wir wollen auch zukünftig nicht auf eure Dribblings verzichten, fangt nur bitte nicht an, mit euren Mitspielern zu kooperieren.