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Green HR systematisch entwickeln: Wie funktioniert ein erfolgreicher Start?

Beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Ihrem Unternehmen denken Sie sicherlich nicht als erstes an Ihre HR-Abteilung…

Foto von Photo Boards auf Unsplash

… sondern zunächst einmal an nachhaltige Produkte und Lieferketten, eine saubere Abfallwirtschaft oder auch an die Kolleg*innen aus dem Marketing – denn wenn nachhaltig gehandelt wird, soll das schließlich auch für Kund*innen und potenzielle Bewerber*innen sichtbar sein!
Ihre Personalabteilung spielt aber eine wichtige Rolle, denn: Sie hat direkten Einfluss auf die Mitarbeitenden und damit auch auf deren Verhalten und Einstellung zu NachhaltigkeitGreen HR (oder auch: Green HRM) beschäftigt sich genau mit diesem Thema und setzt sich für eine nachhaltige Unternehmenskultur ein.

Was ist Green HR?

Unter Green HR werden Aspekte und Praktiken [des Personalmanagements] verstanden, die das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit verfolgen (Dron, Müller-Camen und Obereder, 2018). Das Konzept bezieht sich demnach auf die Praktiken und Strategien der Personalabteilung Ihres Unternehmens, die darauf abzielen, Ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren und Nachhaltigkeit zu fördern. Green HR setzt sich dafür ein, dass Mitarbeitende in ihrer täglichen Arbeit die Prinzipien der Nachhaltigkeit anwenden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass es nicht um „Greenwashing“ und „Öko-Marketinginstrumente“ geht, sondern um stimmige HR-Maßnahmen.

green HR

Wie wichtig nachhaltige Personalarbeit in der heutigen Zeit ist, haben viele der großen Unternehmen erkannt: Eine aktuelle Studie zeigt, dass fast ein Drittel der 150 umsatzstärksten Unternehmen in Deutschland auf der eigenen Karriereseite eine „grüne“ Arbeitgebermarke kommuniziert (Haufe, 2022).

Unter den genannten Maßnahmen sind Homeoffice und flexible Arbeitszeiten auf Platz 1 (69 Prozent), die Förderung von ÖPNV-Tickets auf Platz 2 (23 Prozent) und Umwelttage bzw. -projekte auf Platz 3 (18 Prozent). Auch die Möglichkeit, ein Fahrrad zu leasen (17 Prozent), Schulungen und Workshops (13 Prozent) sowie die Umstellung des firmeneigenen Fuhrparks auf Elektroautos (elf Prozent) befinden sich unter den Nennungen.

Bei Betrachtung der genannten Maßnahmen zeigt sich sehr deutlich: HR-spezifische Maßnahmen werden nicht explizit erwähnt, obwohl dem Bereich eine führende Rolle zukommt. Lediglich ein Prozent (!) der Unternehmen kommuniziert nach außen, dass Personalauswahl und -einstellung ökologische Kriterien erfüllt. Ebenso beschreibt nur ein Prozent (!) der Unternehmen ein umweltbewusstes Vorgehen während des Onboardings. Noch seltener werden ökologische Aspekte in Ziel- oder Leistungsgesprächen oder ein „grünes“ betriebliches Vorschlagswesen erwähnt. Hier besteht aus unserer Sicht eindeutig Luft nach oben!

Was sind die Vorteile von Green HR?

Die Vorteile von Green HR und die Kommunikation der ergriffenen Maßnahmen nach außen liegt auf der Hand: Mit ernst gemeinten Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit können Unternehmen ihre Arbeitgeberattraktivität erhöhen. Eine Umfrage von Stepstone zeigt, dass vier von zehn Befragten Nachhaltigkeit als ein entscheidendes Kriterium für die Bindung an einen Arbeitgeber bewerten. Mehr als ein Drittel der Befragten würden außerdem eine Kündigung in Betracht ziehen, falls sich der eigene Arbeitgeber bei einem umweltschädlichen Projekt engagiert (Stepstone, 2019). Man beachte: Das sind Ergebnisse von vor 4 Jahren.

Green HR bietet weitere Vorteile für Unternehmen, Mitarbeitende und die Umwelt. Die Implementierung von Green HR-Praktiken kann dazu beitragen:

  • die Umweltbelastung des Unternehmens zu reduzieren,
  • die betrieblichen Kosten zu senken und
  • die Produktivität der Mitarbeitenden zu steigern.

Green HR systematisch entwickeln: Wie funktioniert ein erfolgreicher Start?

Wenn Sie es nicht schon vor dem Lesen unserer Notiz waren, so sind Sie (hoffentlich) spätestens jetzt davon überzeugt, dass eine systematische Entwicklung in Richtung Green HR Ihnen viele Vorteile bringen kann. Wie können Sie also schnell und einfach loslegen?

Einstellungen analysieren

In einem ersten, spannenden Schritt können Sie den ökologischen Einstellungen Ihrer Mitarbeitenden und deren Verhalten am Arbeitsplatz auf den Grund gehen. Außerdem können Sie die Rolle Ihrer Führungskräfte näher betrachten. Nutzen Sie hierfür Befragungen, Gespräche oder Beobachtungen.

Spannungen analysieren

In einem zweiten Schritt können Sie Widersprüche zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen genauer analysieren. Ein Beispiel: Das Einführen von Elektrofahrzeugen im Unternehmensfuhrpark würde sich ökologisch positiv auswirken, aber ökonomisch hohe Investitionskosten mit sich bringen. Auch negative Produktivitätseffekte wären möglich, wenn die Nutzung mit hohem Organisationsaufwand einhergeht oder Ladeprozesse und zugehörige Verantwortlichkeiten nicht geklärt sind.

Konzepte entwickeln

Wenn Sie Schritt eins und zwei erledigt haben, können Sie auf dieser Grundlage ein für Ihr Unternehmen passendes Konzept entwickeln. Denken Sie dabei an die aktive Einbeziehung der Mitarbeitenden, um eine größtmögliche Akzeptanz zu erzielen.

Green HR: Sieben recht einfach umsetzbare Praxistipps

Neben einem auf Ihr Unternehmen zugeschnittenem, ganzheitlichem Green HR-Konzept – dessen Entwicklung zugegebenermaßen etwas Zeit in Anspruch nimmt – haben wir noch Praxistipps für Sie, die Sie mit etwas Engagement und den passenden Schnittstellenpartnern in Ihrem Unternehmen vergleichsweise schnell umsetzen können.

  1. Flexible Arbeitsbedingungen: Implementieren Sie flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Optionen und weitere Maßnahmen, um den täglichen Arbeitsweg und den Energieverbrauch der Mitarbeitenden zu reduzieren. So kann über Gleitzeit-Optionen beispielsweise ermöglicht werden, dass Mitarbeitende nicht in den typischen Pendler-Stau geraten und ohne Verkehrsstörungen zu einem späteren Zeitpunkt ins Büro gelangen. Ganz nebenbei ergibt sich so noch ein wunderbarer Effekt für die Work-Life-Balance Ihrer Mitarbeitenden.
  2. Digitale Dokumentation: Steigen Sie – wo immer es möglich ist – auf digitale Dokumente um. Dadurch sparen Sie Papierkosten ein und reduzieren die Abfallmenge. Hier nur einige von vielen Beispielen, die Sie in digitaler Form nutzen oder zur Verfügung stellen können: Digitale Personalakte, digitale Krankschreibung, digitale Schulungsunterlagen, etc. Es gibt außerdem viele Anbieter, mit denen Sie rechtssichere E-Signaturen schnell und einfach online umsetzen können (z. B. DocuSign, Adobe Sign, Yousign).
  3. Recruiting: Wenden Sie nachhaltige Rekrutierungsmethoden an, indem Sie das erste Kennenlernen online durchführen und somit gegebenenfalls mehrere Stunden An- und Abreise einsparen. Wieso sollte ein Bewerber oder eine Bewerberin das in der heutigen Zeit auch noch auf sich nehmen wollen? Um den Papierverbrauch zu minimieren, bietet es sich an, konsequent auf Papierbewerbungen zu verzichten. Darüber sollten Bewerber*innen selbstverständlich vorab auf der Karriereseite informiert werden. Denken Sie vor einem Vorstellungsgespräch auch darüber nach, ob sie wirklich den Komplettausdruck einer Bewerbung benötigen – oder ob auch Ihr PC oder Tablet ausreicht, um alle notwendigen Informationen greifbar zu haben.
  4. Kantine und Werksverpflegung: Legen Sie Wert auf regional produzierte Lebensmittel, Bio-Anbau sowie Fairtrade. In diesem Bereich lässt sich der Kerngedanke von Green HR besonders deutlich spüren. Besonders viel Sprengstoff bietet auch die Diskussion um vegetarische und vegane Gerichte: Klima-Aktivisten fordern verstärkt den Verzicht von Fleisch- oder Fischgerichten in Betriebskantinen. Aus Klimaschutzgesichtspunkten sicher nachvollziehbar, ein Blick in die Praxis zeigt jedoch, dass ein vom Unternehmen „verordneter“ Verzicht vielfach als übergriffig empfunden wird. Viele Unternehmen setzen daher an dieser Stelle lieber auf vegetarische oder vegane Alternativen.
  5. Umweltschutz und BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement): Umweltschutz und BGM lassen sich an einigen Stellen gut vereinen: Zum Beispiel können Fitness-Aktionswochen Mitarbeitende sensibilisieren, weniger den Aufzug und dafür die Treppen zu nutzen. Haben Sie außerdem schon mal etwas von „Plogging“ gehört? Plogging ist eine Kombination aus Jogging und „Plocka upp“, dem schwedischen Wort für Aufsammeln. Dahinter verbirgt sich eine Natursportart, bei der während des gemeinsamen Joggens Müll gesammelt und anschließend recycelt wird. Plogging während der Mittagspause ist der neue Trendsport, um nicht nur etwas für die eigene körperliche Fitness, sondern auch für die Umwelt zu tun!
  6. Marketing und Events: Verderbliche Lebensmittel, Einwegverpackungen und Wegwerf-Artikel haben als Giveaways auf Karrieremessen oder ähnlichen Veranstaltungen nichts zu suchen. Sorgen Sie für eine positive Wahrnehmung, indem Sie besonders umweltfreundliche oder nachhaltige Giveaways auswählen. Organisieren Sie nachhaltige Veranstaltungen, indem Sie digitale Einladungen und Menükarten verwenden, auf wiederverwendbares Geschirr setzen und statt Gastgeschenke zu kaufen, in Spenden an umweltfreundliche Organisationen investieren.
  7. Umwelt- und Nachhaltigkeits-Beauftragte: Wie bei jedem größeren Thema im Unternehmen braucht es Hauptverantwortliche, die das Thema treiben. Größere Unternehmen haben daher auch Umwelt- und Nachhaltigkeits-Beauftragte (analog zu zum Beispiel Datenschutz- oder Compliance-Beauftragten). Bilden Sie zudem „Green Teams“: Lassen Sie Mitarbeitende, die sich für Nachhaltigkeit engagieren wollen, Ideen für nachhaltige Projekte in Ihrem Unternehmen entwickeln. Darüber hinaus sollte die HR-Abteilung zusammen mit dem Top-Management zentrale Verantwortung für die Entwicklung von Nachhaltigkeitsinitiativen in der Firma übernehmen.
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Green HR ist ein wichtiger Ansatz für Unternehmen, um ihre Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen. Durch die Integration von Nachhaltigkeit in die Personalpolitik können Unternehmen ihre Umweltbilanz verbessern und gleichzeitig ihre Mitarbeitenden für das Thema sensibilisieren und motivieren.  

Der Begriff Green HR wird zukünftig sicher noch stärker an Bedeutung gewinnen. Es liegt vor allem an den Mitarbeitenden und Führungskräften, Ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen und für eine nachhaltige Entwicklung zu sorgen. Die HR-Abteilung spielt dabei – als Schnittstelle zur Belegschaft – eine tragende Rolle.

Quellen

Green HRM. Von Maria Delia Dron, Michael Müller-Camen und Lisa Obereder. In: Internationales Personalmanagement: Rollen – Kompetenzen – Perspektiven. Implikationen für die Praxis. Hrsg. Von Barbara Covarrubias-Venegas, Katharina Thil und Julia Domnanovich, Springer Verlag 2018, S. 41-55.

Haufe (2022). Für ein nachhaltiges Personalmanagement: Grün denken und handelnhttps://www.haufe.de/personal/hr-management/green-hr-fuer-ein-nachhaltiges-personalmanagement_80_560856.html

Stepstone (2019). So wichtig ist Nachhaltigkeit für Arbeitgeberhttps://www.stepstone.de/wissen/nachhaltigkeit/

https://blog.personal-manager.at/2020/07/14/green-hrm

https://www.dearemployee.de/green-hrm-das-steckt-hinter-dem-neuen-umweltbewusstsein-in-personalabteilunge

Bildquelle

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