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Führen in der agilen Welt (8): „Delegation Poker“

Wie Sie Entscheidungsprozesse transparent gestalten und die Selbstorganisation nachhaltig fördern können

In einer dynamischen VUCA-Welt ist es notwendig, dass Entscheidungen schnell und vor allem dort getroffen werden, wo Kompetenz und Expertise liegen. In hierarchischen Systemen sind die Entscheidungsträger meist zu weit weg von der eigentlichen Situation und werden so zum Flaschenhals ihrer Organisation. „Delegation Poker“ bietet an dieser Stelle eine Möglichkeit, sich spielerisch mit den verschiedenen Stufen der Delegation von Entscheidungen auseinanderzusetzen. Lesen Sie im achten Teil unserer Serie, wie diese agile Methode im Einzelnen funktioniert und wie Sie mit „Delegation Poker“ für mehr Transparenz sorgen und die Selbstorganisation ihrer Mitarbeiter nachhaltig fördern.

Was ist „Delegation Poker“?

Das Kartenspiel von Jurgen Appelo dient im Wesentlichen dazu, eines der wichtigsten Elemente agiler Führung, die Delegation von Entscheidungen, in einem geschützten Raum Schritt für Schritt zu diskutieren und auszutesten. Das Team soll über verschiedene Stufen der Delegation zur Selbstorganisation und Selbstverantwortung ermächtigt werden.

Dabei geht es darum, in spezifischen Situationen zu klären, wer über welche Verantwortlichkeiten und Befugnisse verfügt und daraus im Anschluss allgemeingültige Handlungsregeln abzuleiten. Auf diese Weise schafft „Delegation Poker“ Transparenz in Bezug auf den Entscheidungsprozess und entlastet sowohl die Führungsebene als auch die Projektteams und nicht zuletzt den einzelnen Mitarbeiter. „Delegation Poker“ kann dadurch zum Diskurs über die verschiedenen Möglichkeiten von Entscheidungsprozessen anregen, über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Delegationsgrade Klarheit schaffen und gemeinsam die für die Führungskraft und das Team bestmögliche Form in einer spezifischen Situation zu finden.

Wie funktioniert „Delegation Poker“?

Beim „Delegation Poker“ werden grundsätzlich sieben Ebenen der Delegation unterschieden:

  • Die erste Ebene entspricht dem „Verkünden“, bei der die Führungskraft dem Team lediglich ihre Entscheidung mitteilt.
  • Bei der zweiten Ebene entscheidet die Führungskraft, versucht aber das Team von der Richtigkeit dieser Entscheidung zu überzeugen.
  • Auf der dritten Ebene, dem „Konsultieren“, wird die Führungskraft vom Team vor ihrer Entscheidung beraten.
  • Die vierte Stufe, das „Einigen“, beabsichtigt einen Konsens zwischen Team und Führungskraft.
  • Ab der fünften Ebene („Beraten“) verschiebt sich die Entscheidungshoheit in Richtung des Teams, welches jetzt durch die Führungskraft beraten wird.
  • Bei der sechsten Stufe erkundigt sich die Führungskraft lediglich nach dem Ergebnis der Entscheidung („Erkundigen).
  • Auf der siebten und letzten Stufe, dem „Delegieren“, trifft das Team die Entscheidung autonom.
Spiel Delegation Poker


Jeder Spieler erhält vor dem Spiel einen Satz mit Karten, die entsprechend der beschriebenen Ebenen von 1-7 durchnummeriert sind. Vor Beginn überlegen sich die Mitspieler relevante Szenarien, in denen eine Entscheidung getroffen werden muss, beispielsweise der Einstellung neuer Mitarbeiter oder den finanziellen Rahmen eines Projektes. Jeder Spieler wählt nun ein ihm als passend empfundenes Delegationslevel. Nachdem sich alle Spieler entschieden haben, werden die Karten aufgedeckt. Die Spieler mit den jeweils höchsten und niedrigsten Werten begründen ihre Entscheidung. Ziel des Spiels ist es, einen gemeinsamen Konsens zu erarbeiten. Das Spiel wird solange fortgesetzt bis ein einstimmiges Ergebnis erzielt wird. Anschließend kann das nächste Szenario bespielt werden.

Wie Sie mit „Delegation Poker“ Transparenz und Selbstorganisation fördern

Mit „Delegation Poker“ können Führungskräfte spezifische Impulse setzen, neue Entscheidungsprinzipien implementieren und mehr Befugnisse an ihre Mitarbeiter übertragen. Besonders wertvoll ist hierbei die Erkenntnis, dass das Übertragen von Verantwortung nicht als ein „Entweder ich mache es oder du machst es!“ strukturiert ist, sondern sich in verschiedenen Abstufungen manifestiert, die situationsabhängig sind.

Die Ausgestaltung von Entscheidungsprozessen stellt den Kernaspekt verschiedener Führungsstile dar, die in Bezug auf ihre Wirksamkeit vom jeweiligen Kontext abhängig sind. Welcher Führungsstil gewählt wird, ist wie beim „Delegation Poker“ von den Rahmenbedingungen der verschiedenen Szenarien abhängig. Das Kartenspiel kann ebenso dazu verwendet werden verschiedene Führungsstile bei den Mitarbeitern auszutesten.

Vor allem aber erzeugt „Delegation Poker“ Transparenz über die Entscheidungsprozesse und sorgt für mehr Sicherheit durch das Aufstellen von Handlungsrichtlinien, die für die Entlastung der Führungsebene und des einzelnen Mitarbeiters sorgen. Klare Handlungsrichtlinien in Bezug auf Entscheidungen lassen ein selbstorganisiertes Arbeiten zu und können jedem Mitarbeiter einen ihm entsprechenden Freiraum gewähren. Dabei ist es wichtig, die abgeleiteten Richtlinien als dynamisch zu denken, die für weitere Anpassungen offen sind.

Fazit

„Delegation Poker“ stellt eine effektive Methode dar, um spielerisch Transparenz über Entscheidungenprozesse herzustellen und alle am Prozess Beteiligten zu entlasten. Durch das Kartenspiel können außerdem Führungsimpulse gesetzt, die Selbstorganisation des Teams gefördert und Sicherheit über Entscheidungsstrukturen geschaffen werden. Es sollte jedoch bedacht werden, dass die Spielrunden unter Umständen Zeit in Anspruch nehmen und einzelne Szenarien bearbeitet werden müssen, um wirkungsvolle Handlungsregeln ableiten zu können.

 (Redaktionelle Umsetzung: Corinna Brucker)

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