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Digital Leadership – Führen im digitalen Zeitalter

Die Geschichte des Turmbaus zu Babel endet damit, dass die einsprachliche Menschheit sich zerstreuen muss, weil sie plötzlich alle unterschiedlichen Sprachen sprechen. In Zeiten der Globalisierung ist diese Hürde nahezu vollständig überwunden. Angesichts der digitalen Vernetzung können viele Herausforderungen in der globalen Gemeinschaft schnell und erfolgreich gemeistert werden.

Daraus resultiert, dass sich große Teile der Menschheit an Lösungen beteiligen, ihre individuellen Gedanken kundtun und bewerben können. Dadurch entstehen im besten Falle gemeinsame Ideen und Lösungsansätze.

Im „permanent beta“ sind Schlüsselwörter wie „New Work“Industrie 4.0agile Transformation in einer großen Masse in Workshops, Seminaren, Artikeln und wissenschaftlichen Arbeiten zu finden.

In dieser Reihe befindet sich auch der Begriff „Digital Leadership“ in guter Gesellschaft.

Was ist Digital Leadership?

Digital Leadership, Führung 4.0 oder New Leadership bezeichnet einen Ansatz, der den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht werden soll.

Zusammengesetzt aus den Begriffen digital und „Leadership“ geht es um einen Führungsstil, der im Rahmen der digitalen Transformation eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Führungsstilen darstellt.

Welche Berechtigung hat „Digital Leadership“?

Auf die Frage „Welche HR-Prozesse gewinnen Ihrer Meinung nach im Rahmen der voranschreitenden Digitalisierung an Bedeutung?“ lag bei den befragten Personalverantwortlichen „Führung und Kultur-Management“ an der Spitze (Kienbaum 2018).

Gefragt nach den größten Herausforderungen der digitalen Transformation für die Arbeitsorganisation (Hays 2016), antwortete ein Großteil der über 500 befragten Führungskräfte, dass das Managen der zunehmenden Komplexität in der Zusammenarbeit die größte Herausforderung darstelle.

Es gibt folglich eine logische Notwendigkeit für einen Führungsstil, der als passende Reaktion auf die schon laufenden Veränderungen im Rahmen der digitalen Transformation beschrieben werden kann.

Welche Treiber erfordern „Digital Leadership“?

Treiber 1 – Koordination

  1. Die zunehmende Globalisierung fördert multinationale Zusammenarbeit, in der Mitarbeiter einer Organisation in Indien, China oder den USA koordiniert und in Projektteams betreut, gecoacht und geführt werden müssen.
  2. Einer der wichtigsten Werte der im Arbeitsmarkt immer mehr Verantwortung übernehmenden Generation Y, ist die Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf. „Work-Life Balance“ forciert dadurch immer stärker das Arbeiten von Zuhause aus.
  3. Virtuelle Räume, in Form von „Social Media“, Skype, Foren, Chatrooms, sind Alltag für die Lebenswirklichkeit vieler Menschen geworden. Gerade die Generation Z kennt nichts anderes mehr und auch die Gen Y ist damit groß geworden.

Treiber 2 – Funktionalität

Oft finden wir heute Organisations- und Führungsformen vor, die disziplinarische und fachlichlaterale Führung innerhalb von Matrixorganisationssystemen verbinden. Damit fachlich-funktional geführt werden kann, sind Haltung und Fähigkeiten gefragt, um Mitarbeitende zu befähigen, erfolgreich die Unternehmensziele zu verfolgen.

Treiber 3 – Effiziente Kollaboration

Immer mehr technische Systemlandschaften und IT-Kollaborationsplattformen halten Einzug in die Geschäftsprozesse der Unternehmen. Das Ziel ist eine Vereinheitlichung, Optimierung und Standardisierung und dadurch eine Effizienzsteigerung.

„Google Hangouts“ als Videokonferenzlösung, „Dropbox“ als zentrale Datenablage, „Basecamp“ als Projektverwaltungstool oder „Slack“ als Kommunikationsapp bieten die Möglichkeit, diese parallel zu nutzen, um dadurch die Zusammenarbeit zu fördern und einen Mehrwert durch gesteigerte Effizienz zu generieren. (Dass diese Effizienzsteigerungen weitere intelligente Lösungen erfordern, wird an anderer Stelle diskutiert werden).

Treiber 4 – Digitale Prozesse

Arbeitsprozesse laufen vermehrt digital ab. Kein Kundendienstler holt sich morgens am Unternehmenssitz mehr einen Zettel ab, auf dem die Arbeitsaufträge stehen. Oft ist der Blick zuhause auf das Smartphone ausreichend, um zu wissen, was zu tun ist. Aufträge werden digital in Listen dokumentiert, bewertet und können von der Führungskraft eingesehen und kommentiert werden.

digitale_fuehrung

Abb. 1: Auslöser / Vorgehen / Resultat digitaler Führung

Was erfordert digitale Führung von einer Führungskraft?

Wie zu Beginn schon formuliert, bedeutet „digital leadership“ eine Erweiterung der bisherigen Führungsstile um die Facette der digitalen Führung. Dazu sind drei Aspekte wesentlich:

1. Eigene Haltung reflektieren

Selbstreflexion ist der Anfang von allem. Wie offen sind Sie persönlich gegenüber einer Arbeitswelt, die sich zunehmend verändert? Was begrüßen Sie, was lehnen Sie aber auch ab? Wie ist Ihr eigenes Nutzerverhalten digitaler Instrumente?

Eine ehrliche, letztlich aber offene Haltung gegenüber Digitalisierung ist der entscheidende Faktor, wenn wir über digitale Führung sprechen. Es geht nicht darum, ein Technik-Freak sein zu müssen, aber vor allem auch nicht, ein Technik-Verweigerer zu sein. Es geht um Offenheit, Neugierde, Perspektivenwechsel, Ausprobieren und Überprüfen der Sinnhaftigkeit und Effizienz. Aus der inneren Haltung resultiert Verhalten, das sich im Äußeren zeigt.

2. Vorbild sein

Reden ist das eine, es wirklich tun, etwas völlig anderes. Die Menschen lassen sich davon überzeugen, wie Führungskräfte tatsächlich handeln. Diese können deshalb den digitalen Wandel vorleben und aus einer inneren Überzeugung heraus offen sein für neue Arbeitsformen. Und damit ist nicht gemeint, das eigene iPhone bedienen zu können, eine Einladung per Outlook zu versenden oder die CRM-Programme im Unternehmen zu nutzen.

Alles, was digitalisiert werden kann, wird auch digitalisiert werden. Führungskräfte haben eine besondere Verantwortung, Rahmenbedingungen zu schaffen, die diesem Anspruch auch gerecht werden.

3. Balancierter Mix analogen und digitalen Handelns

Bei allen erörterten Vorteilen und Notwendigkeiten muss das Rad nicht neu erfunden werden. Entscheidend wird nach wie vor sein, eine gelungene Balance zwischen direktem, „analogem“ Austausch und digitaler Interaktion zu finden. Schließlich haben wir es mit Menschen zu tun.

Hierbei sind Beziehung, Körpersprache und der Aufbau von Vertrauen entscheidende Faktoren, die eine gesunde und balancierte Führung ermöglichen. Es geht nicht um „entweder-oder“, sondern um „sowohl-als auch“.

Digital Leadership erfordert deshalb balancierte Führung. Die Kombination aus digital, innovativ, adaptiv und einem vertrauensvollen, beziehungsorientierten Verhalten ist die Mischung, die ein gesundes, erfolgreiches Führungsverhalten ermöglicht. Gerade in Zeiten ständiger Veränderung, des „permanent beta“, tun Führungskräfte gut daran, sich dies zu vergegenwärtigen, bereit zu sein, gewohnte Verhaltensmuster aufzugeben, Neues zu lernen.

Fazit

Digital Leadership ist ein Führungsstil, der im Zuge der Digitalisierung ein notwendiges und hilfreiches Führungsverhalten innerhalb der digitalen Transformation darstellt. Die voranschreitende Globalisierung, technische Systemlandschaften und digitale Arbeitsprozesse erfordern von Führungskräften eine offene, neugierige, experimentierfreudige Haltung und eine balancierte Führung.

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