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Darum ist Temporärarbeit für Unternehmen interessant

Erstmalig in den REFLECT Notizen, die wir immerhin seit 2012 regelmäßig veröffentlichen, beschäftigen wir uns mit der Temporärarbeit als interessante Form der Arbeits- und Lebensgestaltung.

In den vergangenen Jahren waren wir aus der Perspektive der Gesunden Organisation nicht völlig überzeugt von dieser Form der Arbeitsvermittlung und hatten immer mehr Nachteile als Vorteile identifiziert. Aber die Arbeitswelt ist in einem wesentlichen Wandel und Temporärarbeit kann hier einen positiven Beitrag für Mitarbeitende wie Unternehmen leisten. Deshalb wollen wir mit diesem Beitrag die Vorteile dieses alternativen Arbeitsmodells beleuchten.  

Bereits im Jahr 2009 hat eine groß angelegte Schweizer Studie erhoben, warum Unternehmen temporäre Arbeitskräfte einsetzen (siehe Abbildung 1).

Gründe für den Einsatz temporärer Arbeitskräfte

Abbildung 1: Gründe für den Einsatz von temporären Arbeitskräften (Unternehmenssicht)

Seit dieser Zeit gibt es mehr und mehr Praxisbeispiele, die den Nutzen des Einsatzes von temporärer Arbeit unterstreichen:

  • Unternehmen wie Uber haben in den letzten Jahren enormen Aufschwung erfahren und setzen temporäre Fahrerinnen und Fahrer ein, um Spitzenzeiten ihrer Dienstleistung zu bewältigen.
  • Lieferdienste wie FedEx, UPS oder Amazon engagieren temporäre Mitarbeitende, um den Lieferverkehr vor Feiertagen (z. B. Weihnachtsgeschäft) zu bewältigen.
  • Während der COVID-19-Pandemie waren temporäre Arbeitskräfte im Gesundheitswesen von entscheidender Bedeutung, um den steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung zu decken. In vielen Ländern wurden temporäre Ärzte und Ärztinnen, Pflegekräfte und Labortechniker*innen eingestellt.

Diese Beispiele – und es sind nur wenige von vielen – zeigen: In vielen Branchen sind temporäre Arbeitskräfte heutzutage unverzichtbar, um flexibel auf (Markt-)Anforderungen zu reagieren. Der strategische Einsatz von temporären Arbeitskräften in verschiedenen Branchen und Situationen führt zu einer erhöhten Flexibilität, Effizienz und Anpassungsfähigkeit. Darüber hinaus gibt es aktuelle Entwicklungen, die den Einsatz des Arbeitsmodells „Temporärarbeit“ für viele Unternehmen notwendig machen:

  • Schneller Wandel und Weiterbildungsbedarfe

Fakt ist: Nahezu ein Viertel aller Arbeitsplätze werden sich in den nächsten fünf Jahren verändern (WEF, 2023). Infolgedessen besteht in allen Branchen ein deutlicher Bedarf, die eigene Belegschaft aus- und weiterzubilden – und sich damit für die Zukunft fit zu machen!

In einer sich schnell verändernden Arbeitswelt sehen sich viele Unternehmen allerdings schon heute mit personellen Engpässen konfrontiert, denn häufig steht das nächste Thema auf der Agenda, bevor sich das interne Talent die neuen Fähigkeiten angeeignet hat. Hier kann der Einsatz temporärer Arbeitskräfte Abhilfe schaffen.

  • Temporärarbeit als attraktives Modell für Arbeitnehmende

„Temporäres Arbeiten entspricht einem gesellschaftlichen Trend“, schreibt die Handelszeitung (2023). Hochqualifizierte und hochspezialisierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer arbeiten vermehrt temporär, dasselbe gilt auch für die Generation Y und Z (Stitzel, 2021). Laut einer aktuellen Studie sind diese sogenannten Flexworker hoch zufrieden mit ihrem Arbeitsmodell: Auf einer Skala von 0 bis 10 würden 68 Prozent diese Arbeitsform mit einem Höchstwert von 9 oder 10 weiterempfehlen (Fischer-Rosinger, 2022). Temporärarbeit bietet im Vergleich zu selbstständiger Arbeit ebenfalls viel Flexibilität und gleichzeitig einen „sicheren Hafen“, da Angestellte dem Arbeits- und Sozialversicherungsrecht unterstehen.

  • Temporärarbeit als Antwort auf den Fachkräftemangel

Für Unternehmen ist es in Zeiten des Fachkräftemangels immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Die Suche nach passenden Bewerberinnen und Bewerbern ist oft zeitaufwendig und kostenintensiv. Das temporäre Einstellen von Fachkräften kann hier eine gute Lösung sein.

Und was genau ist eigentlich „Temporärarbeit“?

Doch was genau versteht man unter „Temporärarbeit“? Das klassische Erfolgskonzept basiert auf insgesamt vier Faktoren (siehe Abbildung 2; Swissstaffing, 2022).

Efolgskonzept_der_Temporärarbeit

Abbildung 2: Erfolgskonzept der Temporärarbeit

Das heißt: Ein Personaldienstleister bringt Kandidat*in und Unternehmen zusammen, übernimmt als rechtmäßiger Arbeitgeber die Verantwortung für das HR-Management und bietet beiden Seiten Flexibilität – in einem rechtlich geregelten und abgesicherten Rahmen.

Moderne Wege der Personalvermittlung setzen allerdings stark auf das Selbstbedienungsprinzip und nutzen dafür digitale Plattformen. Flexworker und Einsatzunternehmen übernehmen so viel wie möglich selbst, Personalberatende werden nur bei Bedarf hinzugezogen.

Vorteile für Arbeitnehmende

Wie oben erwähnt, wünschen sich immer mehr Arbeitnehmende temporäre Arbeitsmodelle. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Schnellere Karriereentwicklung: Wer temporär arbeitet, kann in verschiedenen Branchen und Unternehmen arbeiten und so den beruflichen Horizont erweitern. Das kann als Sprungbrett für die Karriere dienen.
  • Work-Life-Balance: Temporär Arbeitende haben die Freiheit, ihre Arbeitszeiten und Projekte je nach Lebensphase so zu wählen, dass eine optimale Work-Life-Balance entsteht.
  • Höheres Einkommen: Da sie in vielen Fällen höhere Honorare oder Stundenlöhne verlangen können, verdienen temporäre Talente oft mehr als fest angestellte Mitarbeitende mit vergleichbarer Qualifikation.

Vorteile für Unternehmen

Abgesehen von der Tatsache, dass immer mehr hochqualifizierte und hochspezialisierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer temporär arbeiten – und diese sich deshalb einen Gefallen tun, sich im Interesse ihrer Zukunftsfähigkeit mit dieser Arbeitsform auseinanderzusetzen – ist das Konzept „Temporärarbeit“ aus diesen Gründen für Sie von Nutzen:

  • Flexibilität: In einer Arbeitswelt, die sich schnell verändert, bieten temporäre Arbeitskräfte Ihnen als Unternehmen die Möglichkeit, Ihre Personalressourcen schnell anzupassen. Sie können kurzfristig qualifizierte Fachkräfte einstellen, wenn Projekte anstehen, und sie bei Bedarf wieder freisetzen – ohne langwierige Kündigungsprozesse durchlaufen zu müssen.
  • Spezialisierte Fähigkeiten und Kosteneffizienz: Temporäre Talente sind oft Expert*innen auf ihrem Gebiet. Sie als Unternehmen können auf diese Expertise zurückgreifen, ohne die langfristigen Kosten eines Festangestellten tragen zu müssen und Ihren Personalstamm erhöhen zu müssen.
  • Risikominderung: Die Anstellung von festen Mitarbeitenden birgt das Risiko, dass sie längerfristig nicht zum Unternehmenswandel passen. Temporäre Talente minimieren dieses Risiko, da sie auf projektbezogener Basis arbeiten.

Praxistipps zur Integration temporärer Arbeitskräfte

Können Sie sich vorstellen, Temporärarbeit als flexibles Arbeitsmodell bei Ihnen im Unternehmen zu integrieren? Dann sind folgende Praxistipps zur Einbindung temporärer Arbeitskräfte wichtig (siehe Abbildung 3):

Praxistipps_zur_Integration_temporärer_Arbeitskräfte

Abbildung 3: Praxistipps zur Integration temporärer Arbeitskräfte

  • Klare Kommunikation: Kommunizieren Sie von Anfang an klar. Stellen Sie sicher, dass Ihre temporären Mitarbeitenden die Unternehmenskultur, die Erwartungen und die Ziele des Projekts oder der Aufgabe verstehen.
  • Onboarding-Programm: Bieten Sie temporären Teammitgliedern ein effektives Onboarding-Programm an. Kurz und knackig!
  • Klare Arbeitsverträge: Achten Sie auf klare schriftliche Arbeitsverträge. Aufgaben, Verantwortlichkeiten, Arbeitszeiten und Vergütung müssen genau festlegt werden.
  • Einbindung in bestehende Teams: Stellen Sie sicher, dass eine Integration in die bestehenden Teams und Arbeitsprozesse stattfindet. Flexworker sollten die Möglichkeit haben, mit anderen Kolleginnen und Kollegen zu interagieren und als gleichwertige Teammitglieder behandelt zu werden.
  • Feedback und Unterstützung: Bieten Sie regelmäßiges Feedback und Unterstützung an. Klären Sie, wen sie bei Fragen oder Problemen kontaktieren können.
  • Zugang zu Ressourcen: Stellen Sie sicher, dass temporäre Mitarbeitende Zugang zu den erforderlichen Ressourcen und Einrichtungen haben, um ihre Aufgaben effektiv zu erledigen.
  • Soziale Integration: Berücksichtigen Sie die soziale Integration. Ermöglichen Sie temporären Mitarbeitenden die Teilnahme an Unternehmensevents und Aktivitäten, um Kontakte zu knüpfen und Beziehungen aufzubauen.
  • Anerkennung und Wertschätzung: Zeigen Sie Anerkennung und Wertschätzung für die getane Arbeit. Das erhöht Motivation und Engagement.
  • Konfliktlösung: Implementieren Sie effektive Konfliktlösungsmechanismen, um eventuelle Unstimmigkeiten zwischen festen und temporären Arbeitskräften zu lösen.
  • Compliance und rechtliche Aspekte: Achten Sie darauf, dass Sie alle gesetzlichen Vorschriften und Bestimmungen in Bezug auf temporäre Mitarbeitende einhalten, einschließlich Arbeitsrechts- und Steuervorschriften.
  • Rückmeldungen sammeln: Sammeln Sie regelmäßig Feedback von temporären Arbeitskräften, um Ihre (Integrations-) Prozesse kontinuierlich zu verbessern. Ein externer Blick kann Wunder wirken!
  • Langfristige Perspektive: Überlegen Sie, wie Flexworker langfristig in das Unternehmen integriert werden können, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt.

Schlussfolgerung aus der GO-Perspektive

Die Temporärbranche bietet Vorteile und birgt das Potenzial, die Zukunft der flexiblen Arbeitswelt positiv mit zu beeinflussen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Lösen Sie sich vom altgedienten Bild der Arbeitnehmerüberlassung und nutzen Sie das Modell der Temporärarbeit als eine alternative Möglichkeit, Ihr Unternehmen zukunftsweisend aufzustellen. Zumindest kann es im Potpourri Ihrer Personalarbeit eine sinnvolle Alternative darstellen.

Quellen

BearingPoint (2020). Studie „Flexible Workforce“https://www.bearingpoint.com/files/BearingPoint_Studie_Flexible_Workforce.pdf

Fischer-Rosinger, M. (2009). Temporärarbeit: Wie die Schweizer Unternehmen sie einsetzenhttps://www.hrtoday.ch/de/article/temporaerarbeit-wie-die-schweizer-unternehmen-sie-einsetzen 

Fischer-Rosinger, M (2022). Immer mehr Hochqualifizierte arbeiten temporär. https://blog.hrtoday.ch/immer-mehr-hochqualifizierte-arbeiten-temporaer/

Handelszeitung (2023). Warum die Nachfrage nach Temporärarbeit steigthttps://www.handelszeitung.ch/beruf/beste-personaldienstleister-temporararbeit-im-trend-584170

Stitzel, H. (2021). Flexible Jobs im Trend – Hochqualifizierte arbeiten vermehrt temporärhttps://www.srf.ch/news/wirtschaft/flexible-jobs-im-trend-hochqualifizierte-arbeiten-vermehrt-temporaer

Swissstaffing (2022). White Paper – Temporärarbeitende sind am besten gestellt: Flexible Arbeitsmodelle im Vergleich

WEF (2023). Future of Jobs Report 2023https://www3.weforum.org/docs/WEF_Future_of_Jobs_2023_News_Release_DE.pdf

Bildquellen

Aron Visuals (2017) https://images.unsplash.com/photo-1501139083538-0139583c060f?auto=format&fit=crop&q=80&w=2670&ixlib=rb4.0.3&ixid=M3wxMjA3fDB8MHxwaG90by1wYWdlfHx8fGVufDB8fHx8fA%3D%3D 

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