Hohe Mitarbeitermotivation – ein Ziel, nach dem viele Führungskräfte streben. In der Tat haben Führungskräfte im Positiven wie auch im Negativen Einfluss auf die Motivation ihrer Mitarbeitenden. Dabei haben oftmals trivial erscheinende Faktoren durchaus Einfluss auf die Arbeitslust. Dennoch bedarf es einem grundsätzlichen Verständnis einer konstruktiven Arbeitskontextgestaltung, emotionaler Intelligenz sowie reflektierter Kommunikation, um Mitarbeitermotivation durch Führung zu stimulieren.
Das Thema ist vielschichtig. Das zeigen nicht nur zahlreiche wissenschaftliche Studien, sondern auch entsprechende Publikationen. Auch wir haben das Thema immer wieder beleuchtet (s. bspw. „Leisten motivierte Mitarbeiter tatsächlich am meisten?“). Auf die wirtschaftliche Bedeutung weisen markante Zahlen des Gallup-Instituts hin, welches feststellt, dass mangelnde Mitarbeitermotivation die deutsche Wirtschaft jährlich mehr als 100 Milliarden Euro kostet.
Die Top Zehn Motivationsfaktoren
Die aktuelle Studie „Arbeitsmotivation 2016“ der Manpower Group Deutschland befragte mehr als 1.000 Arbeitnehmer, welche Faktoren deren Motivation am Arbeitsplatz steigert. In den Ergebnissen zeigen sich einige, möglicherweise unerwartete, simple Faktoren: guter Kaffee, Zimmerpflanzen im Büro oder auch kostenlose Getränke am Arbeitsplatz. Demnach müssen Arbeitgeber grüne Büros mit bestem Gratis-Kaffee anbieten und schon arbeiten alle Mitarbeiter motivierter. Das klingt zu einfach, um wahr zu sein, oder? Ist es natürlich auch. Zwar schaffen es diese Aspekte in die Top Zehn der Motivationsfaktoren für Mitarbeiter, doch sechs weitere Punkte zeigen komplexere Faktoren auf, die sich nicht durch einen guten Kaffee ersetzen lassen:
- 1. ein gutes Arbeitsverhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten
- 2. flexible Arbeitszeiten
- 3. ein freundschaftliches Verhältnis zu Kollegen
- 4. betriebliche Gesundheitsförderung
- 5. Teamarbeit
- 6. Anerkennung und Wertschätzung
Besonders die sozialen Faktoren sowie der Wunsch nach Wertschätzung überraschen wenig, sehnen sich Menschen nach Bindung und Wachstum. Beides können sie nur in einem konstruktiven, positiven und psychologisch sicheren Arbeitsumfeld erreichen. Wir stellen also fest: Es gibt eindeutige explizite Faktoren, die die Arbeitsmotivation von Mitarbeitern steigern können, wie zum Beispiel Kaffee oder Pflanzen. Gleichzeitig zeigt die Studie aber auch Faktoren auf, die auf einer anderen Ebene funktionieren, die eben unser ureigenes Streben nach Selbstverwirklichung, beziehungsweise Bindung und Wachstum, widerspiegeln.
Sehen Sie hier unser kurzes Video zu den 10 Top Motivationsfaktoren für Mitarbeiter:
Freie Getränke zur Befriedigung der Grundbedürfnisse
Reflektiert man die Studienergebnisse beispielsweise anhand der klassischen Maslow’ schen Bedürfnispyramide (Maslow & Lewis, 1987), wird deutlich, dass Motivationsfaktoren auf allen Ebenen stattfinden können oder sogar müssen. Der gute Kaffee befriedigt physiologische Bedürfnisse, das betriebliche Gesundheitsmanagement das Bedürfnis nach Sicherheit. Das freundschaftliche Verhältnis zu Kollegen und Teamarbeit zahlt auf unsere sozialen Bedürfnisse ein, die flexiblen Arbeitszeiten sowie Anerkennung und Wertschätzung auf unsere Individualbedürfnisse. Die Summe der beschriebenen Motivationsfaktoren unterstützt die Selbstverwirklichung von Mitarbeitern im Unternehmen.
Abbildung 1: Motivationsfaktoren aus der Studie „Arbeitsmotivation 2016“ und wie diese die verschiedenen Ebenen der Maslow’ schen Bedürfnispyramide (Maslow & Lewis, 1987) befriedigen
Wie können Sie die Motivation Ihrer Mitarbeiter steigern?
Wenn es Ihnen ernst um die Motivation Ihrer Mitarbeiter ist, beschränken Sie sich nicht auf die Auswahl eines guten Kaffees. Natürlich sorgen Sie dafür, dass sich Mitarbeiter am Arbeitsplatz wohlfühlen, da sie dort einen Großteil ihres Lebens verbringen. Doch denken Sie weiter: an das Sicherheits-, das Sozial und das Individualbedürfnis Ihrer Mitarbeiter. Diese drei Ebenen werden stark durch Ihren Umgang mit den Mitarbeitern beeinflusst, hier kommen Faktoren wie Wertschätzung und Autonomie ins Spiel.
Technik: Stellen Sie Ihren Mitarbeitern offene Fragen!
Eine Möglichkeit, um diese Aspekte in Ihrem Führungsverhalten zu reflektieren, ist häufiges Fragenstellen. Niels van Quaquebeke zeigt in einem Interview mit der FAZ, dass Führende Ihre Mitarbeiter durch häufiges Fragen motivieren können. Er legt dar, dass die Grundbedürfnisse von Menschen besser befriedigt werden können, wenn diese sich verbunden, autonom oder kompetent fühlen. Durch offene Fragen, die das Interesse an der Meinung Ihrer Mitarbeiter zeigen, stimulieren Sie deren Gefühl für Verbundenheit, Autonomie und Kompetenz. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter also offen nach deren Meinung und Input, aber auch nach deren persönlichem Befinden. Und vor allem: Hören Sie zu, lernen Sie und integrieren Sie Ihre Mitarbeiter und deren Antworten in der Lösungsfindung, der Ursachenforschung, dem weiteren Vorgehen, der Reflexion und dem gemeinsamen Diskurs.
Impuls: Reflektieren Sie Ihr Menschenbild!
Ein solch partizipativer und kommunikativer Führungsstil durch Fragen stärkt vor allem die intrinsische Motivation der Mitarbeiter, also deren Spaß an der Arbeit und „Commitment“ sowie deren inneres Selbstverständnis. Damit Fragen nicht nur eine gut studierte Sozialtechnik bleiben, ist ein grundsätzliches Menschenbild hilfreich, dass davon ausgeht, dass der Mensch an sich engagiert ist. McGregor hat das schon in den 60er Jahren wunderbar an der Theorie Y beschrieben (McGregor, 1960). Diese grundsätzliche Einstellung ermöglicht Ihnen, Ihre Mitarbeiter nicht als „Produktionsmittel“, sondern als Menschen mit Bedürfnissen, Eigenheiten und Zielen zu verstehen und auf diese entsprechend einzugehen. Die höchste Mitarbeitermotivation erreichen Sie, wenn Sie eben nicht tayloristisch und transaktional nach Theorie X führen („Biete guten Kaffee, fordere harte Arbeit.“), sondern Führung als eine Art Dienstleistung sehen und Ihren Mitarbeitenden ein Umfeld für Bindung und Wachstum bieten („Potenzialentfaltung“).
Fazit: Guter Kaffee, schöne Pflanzen und Freigetränke sind ein einfacher Anfang und haben wohl tatsächlich einen positiven Effekt auf die Mitarbeitermotivation. Doch werden diese simplen „Boni“ nicht mit ernsthafter, konstruktiver und Balancierter Führung erweitert, die Mitarbeitern Sicherheit signalisiert, sozialen Anschluss vereinfacht und individuelles Wachstum ermöglicht, so verpufft deren Wirkung im Nichts. Wer arbeitet schon gerne in einem respektlosen Umfeld im Dauerstress, nur, weil es dort den besten Kaffee der Stadt gibt? Sie sind kein Barista, sondern Führungskraft, daher gilt: Stellen Sie Ihren Mitarbeitern häufig offene Fragen, bauen Sie auf deren Antworten auf, vereinfachen Sie die Zusammenarbeit in Teams, schützen Sie Ihre Mitarbeiter nach außen hin, bieten Sie Freiräume und Herausforderungen und unterstützen Sie diese bei deren Selbstführung und -verwirklichung. Motivation bedeutet eben nicht, dass Sie sich auf den Rücken Ihrer Mitarbeiter setzen und diesen eine Karotte (oder einen duftenden Kaffee) vor die Nase halten, sondern dass Sie auf Augenhöhe agieren und diese dabei unterstützen, ihren eigenen Weg zu finden, indem Sie ihnen einen konstruktiven Kontext und eine umfassende Dienstleistung bieten.