Schon seit geraumer Zeit weisen Studien darauf hin, dass ein Paradigmenwechsel in Richtung mitarbeiterentwicklungsorientierter Führungsstile im Gange ist (Zarnadi, 2020). Das heißt konkret: Die individuellen Potenziale der Mitarbeitenden sollen für den Erfolg des Unternehmens optimal genutzt werden. Die Veränderungen der aktuellen Zeit fordern von Führungskräften weitere unverzichtbare Kompetenzen. Die aus unserer Sicht wichtigsten 7 haben wir nachfolgend für Sie zusammengefasst.
Entwickeln Sie Sensibilität für Veränderungssignale.
Gravierende Veränderungen lassen sich in den allermeisten Fällen schon vorab als schwache Signale erkennen. Wenn Sie sehr aufmerksam waren, dann haben Sie schon vor der Pandemie erkannt, dass sich ein Umbruch der Wirtschaft ankündigt:
- Die Digitalisierung, die Branchengrenzen verschwimmen lässt;
- grenzenloses Wachstum versus Klimakrise;
- junge Generationen, die völlig andere Vorstellungen von Karriere haben;
Ihr Erfolg als Führungskraft wird zukünftig wesentlich davon abhängen, sensibel für diese Signale zu sein. Das bedeutet: Die eigene Aufnahme- und Wahrnehmungsbereitschaft muss in den Fokus rücken. Es reicht künftig nicht mehr aus, den Regelbetrieb am Laufen zu halten. Beschäftigen Sie sich aktiv mit Inspiration und Irritation. Die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens wird damit zu einer grundlegenden Haltungsfrage von Ihnen als Führungskraft.
Legen Sie Wert auf Resilienz (statt Effizienz).
In der Vergangenheit haben die meisten Unternehmen eine Optimierung ihrer altbewährten Strategie angestrebt („Das hat uns schon immer erfolgreich gemacht, das wird uns auch in der Zukunft erfolgreich machen“). Ein Umdenken hat in manchen Organisationen schon vor der Pandemie begonnen, spätestens diese hat uns aber eindrucksvoll gezeigt: Statt noch mehr Daten, Reportings und Management-Cockpits, benötigen wir in Unternehmen eine zuversichtliche Denk- und Handlungsweise im Umgang mit Unsicherheit und Risiko. Es geht um mehr Robustheit und Resilienz. Denn: Die Komplexität der Welt zwingt die Organisation und die darin handelnden Menschen die Fähigkeit zu entwickeln, diese zu beherrschen. Die Inspiration für unseren Erfolg von morgen wird nicht daraus entstehen, dass wir uns fragen, wo wir in der Vergangenheit mehr Leistung oder Effizienz hätten erbringen können. Sie entsteht durch Vielfalt, Menschlichkeit und die Fähigkeit zur Bewältigung einer komplexen Welt.
Sehen Sie Führung als Dienstleistung.
Corona hat uns gezeigt, wie steil die Lernkurve von Unternehmen sein kann. Plötzlich war die Digitalisierung auf dem Vormarsch, allerorts wurde remote gearbeitet und auf Distanz geführt. Entscheidend für den langfristigen Erfolg von „New Work“-Modellen sind ohne Frage die technischen Komponenten – vielmehr geht es aber auch um andere Führungsqualitäten: Um Vertrauen, Empathie und Toleranz. Führung ist eine Dienstleistung. Eine Dienstleistung für alle Menschen, die in Ihrem Unternehmen arbeiten und besonders in schwierigen Zeiten Unterstützung benötigen. Im Wort Dienstleistung steckt nicht nur „Leisten“, sondern auch „Dienen“. Und dieser Teil wird zukünftig ganz besonders wichtig sein.
Zeigen Sie Mut und Pioniergeist.
Während der Pandemie mussten Unternehmen schnell reagieren, pragmatisch vorgehen und neue (ungewöhnliche) Wege gehen. Daraus haben wir gelernt: Der Mensch ist unwahrscheinlich flexibel. Und genau das sollten wir für eine erfolgreiche Zukunft nutzen. Dafür braucht es eine Führungskultur, die Freiräume gibt und auf die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt. Wenn Unternehmen gestärkt aus dieser und anderen Krisen hervorgehen wollen, braucht es den Willen, die Zukunft aktiv gestalten zu wollen – mit einer ordentlichen Portion Mut und Pioniergeist. Herausforderende Zeiten befeuern frische Ideen. Wir müssen es nur zulassen.
Eignen Sie sich breites Wissen an und seien Sie Visionär*in.
Die Führungskraft von morgen braucht einen guten Überblick über Veränderungen und Trends in der Branche. Wenn Sie Trends für Ihre eigene Organisation kreativ nutzen und daraus Schlüsse für die Strategie ableiten möchten, müssen Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die richtigen Trends richten und ein einfühlsames Gespür dafür entwickeln.
Seien Sie pragmatisch und treffen Sie schnelle Entscheidungen.
Wer der hohen Flexibilität gerecht werden will, braucht eine ausreichende Portion Pragmatismus. Schnell an neue Anforderungen anpassen bzw. darauf reagieren und vor allem: Schnelle Entscheidungen treffen – so lautet das neue Credo. Nur Entscheidungen treffen ist aber nicht genug, sie müssen auch nachhaltig operativ umgesetzt werden. Dies verlangt von Führungskräften eine Hands-on-Mentalität und Umsetzungs-Know how.
Seien Sie offen für Kooperationen.
Was wir allein nicht schaffen, schaffen wir (in den allermeisten Fällen) im Team besser. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die Automobilbranche: Das Thema Navigation zeigt die Not auf, zusammen zu arbeiten und vor „Google“ oder „Apple“ nicht Halt zu machen. Nur so kommt am Ende das beste Produkt für die Kundschaft raus. Ganz wichtig: Bewusst auch branchenfremde Talente ins Boot holen, um die Perspektiven zu erweitern. Dabei hilft Ihnen, wenn Sie in sozialen Netzwerken aktiv sind und Netzwerke auch als Teil Ihrer Führungsaufgabe begreifen.
Schlusswort
Heute halten wir es kurz: „Die Zukunft der Wirtschaft ist der Mensch“, sagt Tim Leberecht, der als einer der leidenschaftlichsten und scharfsinnigsten Vordenker für einen neuen Humanismus in Wirtschaft und Gesellschaft weltweit bekannt ist. Dieser Leitsatz ist vor dem Hintergrund unserer 7 Thesen allgegenwärtig.
Quellen:
Onaran, T. (2019). Netzwerke und Macht. Warum Netzwerken eine Führungskompetenz der Zukunft ist. In: Die Netzwerkbibel. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23735-6_5
Zardani, A. B. Victor (2020). Der Vorgesetzte als Vorbild und Coach: Welche Kompetenzen benötigen Führungskräfte der Zukunft? DOI: 0.21256/zhaw-21600